Wir sind unserer Erzählung um Jahre vorausgeeilt und nehmen den Faden wieder mit dem Jahre 1883 auf. Als in diesem Jahre die jüngste Tochter Luise dem Franz Staffler, Gastwirt zum „Schwarzen Greifen“, als Gattin nach Bozen gefolgt war, hielt Frau Emma nun Umschau nach einer Schwiegertochter. Doch erst vier Jahre später wurde ihr Wunsch erfüllt. Ihres Sohnes Wahl war eine glückliche, die junge Wirtin ein Muster von Tüchtigkeit und Fleiß; Frau Emma fühlte sich abgelöst; aber eine solche Frau kann nicht rasten. Sie folgte ihrem jüngeren Sohne, der mit seiner Schwester eine Pension in Meran gepachtet hatte, dorthin. Für die Sommermonate gelang es ihnen, das Posthotel Neuspondinig pachtweise zu übernehmen.
Auch in diesem wurde das Wirken der Frau Emma sehr anerkannt. Vor reichlich einem Menschenalter, wo die bahnbrechenden, herrlichen Alpenvereinshotels noch nicht erbaut waren, befanden sich die Gasthäuser im Vinschgau nicht auf der Höhe wie heute. Autos gab es nicht. Vier- und Fünfspänner mit vornehmen Reisenden waren an der Tagesordnung. — Ein solcher brachte einmal den Stahlkönig von Neu-Betlehem, Charles Schwab, in Emmas Wirtschaft; welchen Eindruck er davon mitnahm, konnte man aus dem Fremdenbuche des Hotels ersehen. Es hieß darin: „An oasis of cleanliness in a sahara of dirt!“