Zeitungschronik Rein – Kapitel 3: Von 1900 bis 1919

1900 bis 1904

1900 – Brixener Chronik / 16.06.1900, Seite 5

Rein in Taufers, 12. Juni. (Schützenfahnenweihe.) Am Pfingstmontag fand hier die Weihe der Schützenfahne statt. Als Fahnen-Pathin fungierte Frau k. k. Landesgerichtsrath Felicetti von Taufers. Zur Weihe erschienen Herr k. k. Landesgerichtsrath Felicetti, Adjunct Pusch und Steueamtsadjunct v. Müller, die Veteranen von Taufers mit Fahne und eine Vertretung der Standschützen von Taufers mit der altehrwürdigen Kriegsfahne. Um 4 Uhr früh begann das Pöllerschießen. Um 8 Uhr wurde die Fahnenweihe vorgenommen von Herrn Pfarrer Wasserer; hierauf war Festgottesdienst, um 10 Uhr feierlicher Aufzug der Schützen und erschienenen Festgäste zum Schießstande. Vor demselben hielt Herr Landesgerichtsrath Felicetti eine ergreifende Ansprache an die Standschützencompagnie. Letztere brachte ein donnerndes Hoch auf die Fahnenmutter und deren Gemahl aus. Herr Landesgerichtsrath eröffnete das Freischießen auf die Erinnerungsscheibe und zielte mit sicherer Hand ins Schwarze. Das Festmahl fand zu 46 Gedecken beim Bacherwirt statt und verlief in recht animierter Weise. Die herrliche Fahne gieng aus der rühmlichst bekannten Kunststickerei-Anstalt des Michael Hofer in Brixen hervor.

1900 – Brixener Chronik / 18.10.1900, Seite 3

Am 6. October 1866: Erste Ersteigung der „Schneebigen Nock“ (3360 m) in der Rieserfernergruppe durch Erzherzog Rainer in Begleitung des k. k. Majors Graf Heinrich Wurmbrand und der Führer Georg Weiß, Georg Auer und Heinrich Oberarzbacher von Rein.

1901 – Der Tiroler / 24.12.1901, Seite 4

Vom Fuße des Hochgall. 21. December. (Straßenwesen.) Oestlich von Sand im Taufererthale öffnet sich das an Naturschönheiten so reiche Reinthal. Die Gemeinde Rein, 1600 m hoch gelegen, ist mit der Tauferer Concurrenzstraße, zu der sie auch einen im Verhältnis hohen Beitrag zu leisten hat, durch einen für Menschen und Vieh fast unpassierbaren, mit Platten belegtem Wege verbunden. Wiederholt sind Menschen und Vieh verunglückt.

Die Gemeinde Rein hat zwar alles gethan, was sie thun konnte, jedoch ist jedes gütliche Anerbieten von den Nachbargemeinden rundweg abgewiesen worden. Wenn man bedenkt, dass von 13 Gemeinden Vieh in die Alpen aufgetrieben wird, dass der Fremdenverkehr in der Rieserfernergruppe ein sehr bedeutender ist, da der Alpenverein zwei Hütten gebaut hat, dass viel Holz nach Sand geliefert werden muss, so ist es fast unglaublich, dass solche Wege im 20. Jahrhunderte in einem civilisierten Lande, wie sich ein hoher deutscher Beamter aussprach, noch vorkommen können. Rühmend hervorgehoben zu werden und hoch verdient hat sich der Deutsche und Oesterreichische Alpenverein gemacht. Drei seiner Sektionen: Cassel, Fürth und Fulda haben ihr Arbeitsgebiet hier, und ihre Opfer an Geld zur Anlegung von Wegen, Markierungen etc. sind ganz bedeutende; überdies gibt die Section Cassel alljährlich ein Geldgeschenk für die Schule. Die Schamröthe muss es einem ins Gesicht treiben, wenn Fremde fragen, wie es möglich ist, dass Staat und Land solche Verhältnisse dulden können. So etwas würde in Deutschland gar nicht möglich sein. Ein kleiner Fortschritt macht sich doch bemerklich! Am 15. Juli 1900 wurde hier eine k. k. Postablage errichtet, welche im Sommer viermal, im Winter dreimal wöchentlich die Verbindung mit Sand vermittelt. Hoffentlich wird die k. k. Post- und Telegraphendirection im nächsten Sommer eine tägliche Postverbindung bewilligen.

1902 – Der Tiroler / 09.01.1902, Seite 7

Verschiedenes aus Rein im Pusterthale. Der hiesige Wirt liegt infolge eines Schlages durch ein Pferd, das ihm die Kinnlade dreimal entzwei schlug, schwer krank darnieder; jedoch dürfte es den Bemühungen des Herrn Dr. Erlacher in Sand, der kein Wetter und auch nicht den berüchtigten Weg scheut, gelingen, denselben wieder herzustellen. — Die Witterung ist heuer sehr mild und haben wir wenig Schnee. — Dieses Jahr wird hier der Friedhof neu gebaut und 1903 hofft unser hochgeehrter und sehr beliebter Herr Pfarrer Wasserer den Neubau der Pfarrkirche in Angriff nehmen. — Die Section Fürth baut am Gänsebichljoch ein neues Unterkunftshaus und gedenkt dasselbe zu bewirtschaften. Die „Casseler Hütte“ am Hochgall wurde heuer von 250 Fremden besucht. — Nun beginnt über den schauerlichen Reinwald das Bretterziehen. Wie es da hinuntersaust! — Wir hatten 1901 ein Mitteljahr. Heu war mittelmäßig, die Gerste ist in schattigen Lagen nicht ausgereift. Die Bauern sehen mit Bangen in die Zukunft. Wo sollen sie das Geld hernehmen, um die Dienstboten zu bezahlen?

1902 – Bozner Zeitung / 22.08.1902, Seite 2

Für die zahlreichen Hochtouren, die von Rein aus unternommen werden können, stehen dem Touristen in den Brüdern Hans und Bartel Außerhofer zwei unternehmungslustige, schneidige Führer zur Verfügung.

1903 – Brixener Chronik / 04.08.1903, Seite 4

Rein im Tauferertal, 1. August. (Überschwemmung.) Von meinem Dienst in Jagdhaus, wo man saure Gesichter sah, da 8 Zentimeter tiefer Schnee vom Klamml bis Oberseebach (am Klamml 16 Zentimeter) lag, nach Rein zurückkehrend, sah ich dort die Greuel der Verwüstung, verursacht durch einen großen Muhrbruch vom oberen Abhang des „Hirbernock“ bis zum Grundbach von Knutten. Große Verwüstungen wurden angerichtet in den Alpen, in Weiden und Wäldern, in Wiesen und Aeckern; die Brücken und Stege sind in weitem Umkreis fortgerissen sowie zwei Mühlen; mehrere Mühlen und Stampfwerke sowie eine Schmiede sind außer Gebrauch gesetzt und von Wegen und Straßen große Strecken weg gerissen. — Baldige Hilfe und Unterstützung wird dringend erbeten und wolle selbe an den Gefertigten gesandt werden. — Peter Wasserer, Pfarrer.

1903 – Brixener Chronik / 17.09.1903, Seite 4

Rein in Taufers, 14. September. (Muren.) Kaum war der Weg im Wald so weit hergestellt, daß man ihn mit Rindern talaus und talein passieren konnte, wurden die Arbeiten schon wieder zerstört. Von der Terentener Alpe gingen zwei Muren los und drängten den Reinerbach aus den Ufern; der Knuttenbach brach bei der Unterstadt wieder aus, sodaß wiederum die Reiner Ebene einen förmlichen See bildet. Die Regenmenge beträgt 114 Millimeter. Rein bedarf auf einige Wochen einer Kompagnie Jäger, um die Flußbette auszuschöpfen, sonst ist Rein bei jedem Regen unter Wasser.

1904 – Der Tiroler/Der Landsmann / 09.06.1904, Seite 6

Kürzlich wurde in Rein ein Knabe, welcher mit zwei anderen unter einem steilen Walde vorbeiging, von einem Steine getroffen und stürzte bewußtlos nieder. Der Schwerverletzte ist der Oberhofersohn Johann Auer. Der herbeigerufene Arzt konstatierte einen schweren Schädelbruch.

1905 bis 1909

1907 – Bozner Nachrichten / 28.06.1907, Seite 4

Im Streite schwer verletzt. In Rein im Ahrnthal gerieten mehrere Burschen wegen eines Vogelnestes in Streit, wobei einer derselben, der Knecht Bacher, einen Biß in den rechten Daumen erhielt. Die Verletzung ist nach Aussage des behandelnden Arztes Dr. Erler eine schwere.

1907 – Pustertaler Bote / 26.07.1907, Seite 19

Kasseler Hütte. Rein. Wie uns mitgeteilt wird, haben einige Touristen, die von Sand aus nach Rein und nach der Kasseler Hütte wollten, von einem Gastgeber in Sand den guten Rat bekommen, sie möchten sich nur gehörig mit Proviant versehen, da weder in Rein noch auf der Kasseler Hütte auf gute Verpflegung zu rechnen sei. Der Hüttenwart der Sektion Kassel versichert uns, daß dies vollständig unrichtig ist. Das Klammlwirtshaus in Rein führt jederzeit eine gute reichhaltige Küche, auch ist dort ein hübsches, freundliches Nachtquartier zu finden. Desgleichen sind etwaige Klagen über die Bewirtschaftung der Kasseler Hütte durchaus unbegründet. Man ist dort in Bezug auf Verpflegung mindestens ebensogut aufgehoben, wie auf allen anderen Hütten auch. Wie das Gerücht entstanden ist, läßt sich leider nicht feststellen. Nur so viel ist nach der Meinung des Hüttenwartes sicher, daß dieses falsche Gerücht von dem „Postgasthof“ in Sand nicht ausgeht, da dort die Verhältnisse der Kasseler Hütte genau bekannt sind.

1908 – Bozner Nachrichten / 15.07.1908, Seite 5

Ein renitenter Einbrecher. Aus dem Taufererthale, 13. ds., schreibt man uns: Beim Feichterbauern Josef Bacher in Rein wurde vorgestern nachts ein Einbruchsdiebstahl verübt und aus einem versperrten Wandkasten, ein Betrag von 30 Kronen gestohlen. Der der That dringend verdächtige Mann, der Erdarbeiter Heribert Humer aus Hannover, wurde noch am selben Tage von der Gendarmerie in Mühlen verhaftet. In der Gendarmeriekaserne gebärdete sich derselbe wie rasend und leugnete, den Einbruch verübt zu haben. Erst nachdem er in Fesseln gelegt war, spie er plötzlich 2 Banknoten zu je 20 Kr. und 10 Kr., die er unter der Zunge verwahrt hatte, aus. Im Arreste des Gerichtes zertrümmerte er alles, was nicht niet- und nagelfest war und tobte wie wahnsinnig.

1909 – Bozner Nachrichten / 13.08.1909, Seite 5

Aus Sand in Taufers, 10. ds., schreibt man uns: Als der Träger der Leipziger-Hütte Jakob Eppacher, Wiesersohn von Rein, heute vormittags mit Holz zur Leipzigerhütte emporstieg, wurde er am Gletscher von einem über die rückwärtigen Felsen hernieder sausenden Stein getroffen und zu Boden geworfen. Schwer verletzt blieb er liegen. Kurze Zeit danach vernahmen mehrere absteigende Touristen, darunter zwei reichsdeutsche Ärzte und Führer die Hilferufe des Verunglückten und transportierten ihn mit der von der Daimerhütte herbeigeholten Tragbahre zur genannten Hütte. Eppacher hatte einen vollständigen Bruch des linken Unterschenkels erlitten. Die Ärzte legten ihm in der Daimerhütte einen Notverband an, worauf man ihn hierher überführte.

1908 – Lienzer Zeitung / 19.09.1908, Seite 10

16. September 1908. Der gestern von der Jagdhausalpe kommende Knecht Peter Frisch von Kematen fand am sogenannten Knuttengatter auf der Knuttenalpe eine männliche Leiche neben einen felsigen Abhang liegen. Es wurde festgestellt, daß es der beim Bauern Johann Oberleiter in Mühlen bedienstete Fütterer Peter Kirchler aus Griesberg in Mühlwald war. Man sah morgens den 53jährigen Mann sein Vieh auf die Weide treiben und etwa 500 Schritte entfernt einigen Kälbern nachlaufen. Dort muß Kirchler gefallen und den Abhang hinuntergestürzt sein. Aeußere Verletzungen zeigten sich wenige. Die Leiche wurde in die Pichlerkapelle transportiert und wird nach Rein gebracht werden. — In Rein stürzte Andrä Willeit, der Vater des Casselerhüttenwirtes und Bergführers Peter Willeit, gestern mittags in der Wohnstube, wo er frisch und gesund auf und nieder ging, plötzlich zu Boden und war in wenigen Minuten eine Leiche. Ein Herzschlag dürfte das Leben beendet haben.

1908 – Der Tiroler / 20.10.1908, Seite 6

Vorsicht mit Schießgewehren! In Rein in Taufers nahm dieser Tage der Knecht Vigil Eppacher ein an der Wand hängendes Gewehr herab. Im nächsten Augenblicke ging der Schuß los und die Ladung drang ihm in den linken Fuß, wodurch er schwer verletzt wurde. Der zufällig in Rein weilende Obermedizinalrat Dr. Dietrich aus Berlin leistete ihm die erste Hilfe, worauf er in das Krankenhaus nach Bruneck transportiert werden mußte.

1908 – Pustertaler Bote / 18.12.1908, Seite 15

Wilderer. In der Nähe der Jagdhausalpe in Rein wurden kürzlich vom Jagdpächter Eppacher vier vermummte Wilderer auf frischer Tat ertappt. Eppacher konnte gegen dieselben nicht vorgehen, da er allein war und dieselben gefährlich zu werden drohten. Unter einem Felsen fand man Spuren, die auf erlegte Beute hindeuteten. Man vermutet, daß die Wilderer aus dem Ahrntale gekommen seien. Auch im Jagdgebiete von Weißenbach, kam man Wilderern auf die Spur.

1909 – Lienzer Zeitung / 04.09.1909, Seite 4

Sand in Taufers, am 1. September 1909. Beim Sagerwirt in Rein kam es vorgestern zwischen den beiden Straßenarbeitern Alois Palla, 50 Jahre alt, aus Buchenstein, und Benvenutto Zottele, 33 Jahre alt, aus Roncegno, wegen einer geringfügigen Ursache zu einer Rauferei, wobei Zottele dem Palla mehrere Stiche mit dem Taschenmesser in den linken Unterschenkel versetzte. — Palla entfernte sich sodann aus dem Lokale und schimpfte außerhalb desselben längere Zeit weiter, dann ging er fort. Abends fand man ihn hinter dem Gasthause in seinem Blute als Leiche auf. Der Tod war durch Verblutung eingetreten. Der Täter, der geständig ist, wurde verhaftet, die Leiche gestern obduziert und in Rein beerdigt. — Das Regenwetter der letzten Tage hat den Fremdenverkehr hier bedeutend geschädigt; die großen Hotels sind zwar noch gut besetzt, die übrigen Häuser aber zählen nur mehr wenige Gäste; der Verkehr auf der Taufererbahn ist sehr schwach geworden.

1909 – Der Tiroler / 18.09.1909, Seite 6

Ergreifung eines Wilderers. Am 13. d. gelang es in Rein dem Gendarmeriepostenführer Wurzer von Sand in Taufers den beim Wegbau von der Casseler- zur Barmer-Hütte beschäftigten 40-jährigen Peter Kammerlander, aus St. Johann im Ahrmale gebürtig, knapp am Lengsteinferner beim Wildern zu ergreifen.

1909 – Pustertaler Bote / 24.09.1909, Seite 30

Sand. Benvenutto Zottele, der bekanntlich bei einem Ueberfall im Sagerwirtshause in Rein den Buchensteiner Alois Palla mit einem Messer derart schwer verletzte, daß er bald darauf starb, wurde vom Kreisgerichte Bozen freigesprochen, weil Notwehr angenommen wurde.

1909 – Brixener Chronik / 23.10.1909, Seite 4

20. Oktober. (Verschiedenes.) Der hiesige Unterwiesersohn Ludwig Eppacher geriet vorgestern mit dem Knechte Georg Oberarzbacher aus nichtigem Grunde in eine Rauferei, wobei ersterer von seinem Gegner mit einem Glase am linken Arm und an der linken Hand bedeutend verletzt wurde. — Herr Josef Auer, Moosmairwirt in Ahornach, eröffnete vorgestern im Bacherhause hier eine neue Gastwirtschaft; bereits am Eröffnungstage herrschte dort sehr lebhaftes Treiben. Nachdem im kommenden Jahre unsere neue Talstraße vollendet und dadurch ein regerer Fremdenverkehr erwartet wird, wurde die Eröffnung eines zweiten Gasthauses allgemein begrüßt. Herr Auer wird die Gastwirtschaft im kommenden Jahre den Fremdenverkehrszwecken anpassen. — Der hiesige Jäger Paul Gruber hatte gestern im Geltale das Glück, drei prächtige Gemsen zu erlegen. Die Gemsenjagd im Reiner Gebiete ist heuer überhaupt sehr zufriedenstellend.

1910 bis 1914

1910 – Pustertaler Bote / 28.04.1910, Seite 28

Von der Ahr, 27. April. In Taufers sind 3 Gemeinden eingeschult. Manche Kinder haben 1-2 Stunden in die Schule zu gehen und kommen daher nicht zum Mittagessen nach Hause. Die bedauernswerten Kinder müssen ihr Mittagsbrot, bestehend in hartem Brot und oft gefrorenen Krapfen, zur Schule mitbringen. Bis heuer war es den Schülern gestattet, ihr karges Mittagsbrot im warmen Schullokale zu verzehren. Heuer wurden die Schullokale zwischen den Vor- und Nachmittagsunterrichte gesperrt und die Kinder müssen die lange Zeit in Nachbarhäusern zubringen. — Die Assentierung in Sand ist etwas stürmisch verlaufen. Mancher Wackere kam mit blauem Auge in sein Heim zurück. — Der Schnee will in den Hochtälern nicht weichen und verhindert die bäuerlichen Arbeiten. — Unlängst pilgerte ich ins liebliche Reintal. Das sonst nette Sträßchen ist fast noch überall voll Schnee. In Rein selbst arbeiten zirka 20 Leute an der Vollendung der Straße. Rein liegt in einem Talkessel, überragt vom mächtigen Hochgall. Der Ort wird jedenfalls eine große Zukunft haben und wäre als Höhenluftkurort wie geschaffen. Was aber bis jetzt fehlt, ist ein geräumiger Gasthof. Die neue, fast vollendete Pfarrkirche ist sehr hübsch und lobt ihre Erbauer. Ein sehr schönes Naturschauspiel bieten in Rein und Prettau die herabtosenden Lawinen.

— Rein, 27. April. Ein schon älterer Handwerksbursche unternahm unlängst die gefährliche Reise von Erlsbach über das 2291 Meter hohe Klammeljoch nach Rein. Infolge des metertiefen Schnees kam er nur sehr langsam fort und mußte in einer Alpenhütte am Knutten im Stalle übernachten, wo er bald erfroren wäre. Der Mann war 20 Stunden unterwegs.

1911 – Pustertaler Bote / 15.09.1911, Seite 20

Aus dem Reintale, am 10. September teilt man uns mit: Selten einmal war der Fremden- und Touristenverkehr in unserem Tale ein so reger wie in der heurigen sich zu Ende neigenden Fremdensaison. Die Kasseler-, Lenkjoch- und Fürther-Hütte hatten sehr starken Besuch und waren an Abenden oftmals voll besetzt. — Das Gasthaus „Hochgall“ in Rein des Herrn Eppacher zeigt nach dem Fremdenbuche einen sehr guten Besuch. — Freitag, am 8. ds. um 4 Uhr morgens hörten die Bewohner in Rein ein donnerähnliches Getöse. Vom Hochgall löste sich eine große Schneewächte los und stürzte über eine hohe Felswand auf den unteren Gletscher, Massen von Eisblöcken. herumstreuend. Die Gletscherfelder am Hochgall sind diesen Sommer kolossal zurückgegangen und sind ganz zerrissen.

1912 – Bozner Nachrichten / 10.07.1912, Seite 4

Letzter Tage ereignete sich im sogenannten Hirberwalde oberhalb der Dorfkirche in Rein ein trauriger Unglücksfall. Der Hirberbauer Sebastian Oberarzbacher war dort mit dem Abrinden eines großen Lärchenbaumes, der an der ziemlich abschüssigen Berglehne lag beschäftigt, während seine Mutter, die 75-jährige Elisabeth Oberarzbacher, mit dem Sammeln der Rinde beschäftigt war. Plötzlich begann der Baumstamm zu rutschen, erfaßte die alte Frau, warf sie in eine kleine Bodenvertiefung und sauste über sie hinweg, wobei sie schwer verletzt wurde. Oberarzbacher schleppte seine Mutter nach Hause wo sie in wenigen Stunden starb. — Die alte Mutter, welche allseits sehr beliebt war, ließ es sich trotz Abratens bei ihrem hohen Alter nicht nehmen, zur Arbeitsleistung in den Wald zu gehen. Der Sohn wurde leicht verletzt und liegt infolge Schreckens krank darnieder.

1912 – Brixener Chronik / 31.10.1912, Seite 6

Benützbare Rodelbahn. Infolge des ausgiebigen Schneefalls der letzten Tage befindet sich die Rodelbahn von Rein bis zum Todlhof ober Sand (5 Kilom.) bereits in gutem, fahrbarem Zustande und wurde gestern schon von mehreren Sportsfreunden befahren. Seit Menschengedenken war zu so früher Zeit noch keine Schneebahn in unserem Tale. Die Rodelbahn befindet sich an der neuen Höhenstraße, wo die Gasthöfe „Toblhof“ und „zur Säge“ gute Einkehrstationen bilden, und ist eine der schönsten des ganzen Pustertales.

1913 – Brixener Chronik / 15.02.1913, Seite 6

13. Februar. (Verschiedenes.) Das hiesige Postamt wurde aus dem Klammgasthause in das Mesnerhaus verlegt. — Hochw. Herr Pfarrer Reichegger hat nun seinen hübschen Widumbau voll-endet; derselbe wird nächstens bezogen werden. Damit hat endlich auch unser allgemein beliebter Seelsorger eine standeswürdige Wohnung erhalten. — Schnee haben wir massenhaft, Rodel- und Schlittenwege sind tadellos fahrbar.

1913 – Volksblatt / 03.09.1913, Seite 5

Unglück in den Bergen. Der Bergführer Peter Willeit ist am 28. d. M. am Hochgall in Folge Steinschlages tödlich verunglückt. Aus Sand in Taufers wird den „Neuen Tiroler Stimmen“ hierüber berichtet: Peter Willeit, Bergführer und Hüttenwirt der Kasseler Hütte, unternahm mit dem Pastor H. Pilz und dessen Frau aus Bautzen und dem Lehrer Taschner in Rein, mit dem Träger David Willeit, seinem Bruder, die Tour zum Hochgall. — Der Aufstieg ging glatt vonstatten, die Schnee- und Eisverhältnisse waren ziemlich günstig. Beim Abstieg ging Peter Willeit mit der Dame angeseilt als erster, die übrigen folgten in einiger Entfernung. Am rechten Grat des grauen Nöckl, einer sonst ganz ungefährlichen Stelle, wurden die Touristen von einem Steinschlag überrascht. Während die übrigen davon unberührt blieben, wurde Peter Willeit von einem Steine an der Schläfe getroffen. Mit Schrecken sahen die oberhalb absteigenden Touristen, wie Willeit, vom Steine niedergeschlagen, über das steile Felsband hinabstürzte, die Frau Pastor, die am Seile des Führers hing, mit sich riß und dann beide über das steile Schneefeld hinabsausten. Als die anderen Touristen nachkamen, war Willeit bereits gestorben, die Dame blutete aus mehreren Knie-Verletzungen. Mit Hilfe mehrerer Führer, die aus der Kasseler Hütte herbeigerufen wurden, brachte man die Dame und später die Leiche Willeits zur Hütte. Die Leiche wurde dann noch spät abends nach Rein transportiert. Willeit war 43 Jahre alt und seit 4 Monaten verehelicht. An ihm verliert die Sektion Kassel einen tüchtigen Hüttenwirt und Bergführer.

1914 – Brixener Chronik / 22.08.1914, Seite 3

In Rein wurde der 32jährige Taglöhner David Auer von Sand, ein Epileptiker, auf seinem Arbeitsplatze im Schlafgemache tot aufgefunden. Ein Herzschlag hat sein Leben so schnell beendet.

1915 bis 1919

1917 – Der Tiroler / 20.05.1917, Seite 3

Eine schwer heimgesuchte Familie ist die Familie des Ebnerbauern in Rein im Tauferertale. Der Mann selbst liegt krank im Garnisonsspitale in Innsbruck. Am 7. Mai ist ihm die Frau von den 5 Kindern — das älteste geht das erste Jahr in die Schule, das jüngste ist 14 Tage alt — weggestorben. Daheim ist noch die alte Mutter der Frau, zwei Mägde und ein Feiertagsschüler, und die sollen nun den Hof mit 24 Stück Großvieh besorgen.

Zusammenfassung

Dieser Beitrag berichtet über verschiedene historische Ereignisse und Begebenheiten in Rein in Taufers, einem Dorf in Südtirol, von 1900 bis 1919. Hauptfokus der Berichte aus den historischen Zeitungsarchiven sind kirchliche Ereignisse, der Alltag in Rein, Naturkatastrophen, Bergtouristen, Vorfälle im Bereich der Kriminalität und verschiedene Unglücksfälle. Es werden auch wichtige infrastrukturelle Projekte, insbesondere die Verbesserung des Straßenwesens und die Erbauung einer neuen Pfarrkirche, sowie die Tourismusentwicklung in der Region beschrieben. Weiters finden sich auch Berichte über die persönlichen Schicksale einzelner Personen und Familien in dieser Zeit, wie u.a. aus den Jahren des Ersten Weltkriegs.

Weitere Beiträge – Mehr entdecken

Zeitungschronik Rein

Die Zeitungen berichten u.a. von Geschichten, Naturkatastrophen, neuen Gebäuden und dem Leben der Menschen in Rein. Ab ca. 1880 finden sich für jedes Jahr mehrere Berichte, Begebenheiten und Ereignisse aus Rein in den Zeitungen. In den Kapiteln der vorliegenden Zeitungschronik findet sich eine Auswahl der Reiner Zeitungsmeldungen, z.B. über hohe Gäste, Reiner und Reinerinnen, das neue Schulhaus von 1888 und vieles mehr.

Werke und Literatur über Rein
Besitzgeschichten aus Rein
Genealogie & Familienforschung in Südtirol

Das Alte Südtirol – Weitere Beiträge

Anfragen/Kontakt

Autor

Veröffentlicht von josefauer.com

Archivbilder und Genealogie

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

weiter zum Onlinekatalog
Historische Fotos und Ansichtskarten online

Weiter zum Ortsregister

X
Schreiben Sie uns gerne, was Sie suchen. Mehr dazu unter >> Bestellung/Kontakt