Emma und Marie, die beiden ältesten Töchter, kamen vom Institut zurück. Im Ursulinenkloster zu Bruneck hatten sie alles gelernt, was Bürgersmädchen brauchen, auch gut Italienisch, worauf Herr Josef Wert legte. Er wollte noch ein Übriges tun und brachte seine Älteste in einem Herrschaftshause im Venetianischen unter, wo sie sich noch in dieser Sprache vervollkommnen sollte. Ihre Berichte von dort lauteten günstig; Geschäftsfreunde, die man zur Erkundigung über ihr Befinden hinschickt, hatten nur Gutes zu berichten. Eines Abends fiel das Gespräch zwischen Herrn Josef und einem seiner Gäste, Herrn Venanzio Donna, auch auf Emma und ihren Aufenthalt in Serravalle. Dieser äußerte sich: ein Kind von mir möchte ich keinen Augenblick bei dieser Familie lassen.
Der nicht wenig bestürzte Vater erkundigte sich um Weiteres und die Folge der Unterredung war, dass er noch um 10 Uhr abends einspannen ließ und sich in derselben Nacht auf den Weg machte, um Emma zu holen. Nach vier Tagen brachte der Vater seine Tochter nach Hause. Wie froh und dankbar sie war, denn sie hatte dort unter Hunger und Kälte zu leiden gehabt. Sie wurde als Kindsmädl verwendet, musste den ganzen Tag einen schweren Buben auf den Armen tragen, so dass beinahe schon ihr gerader Wuchs gefährdet war, dabei ließen sich die Leute noch ein schönes Kostgeld zahlen.
Emmas Briefe, die zu Hause ankamen, waren zensuriert und die sie besuchenden Freunde hatten sie nur in Gegenwart der Familie gesehen. Demgemäß lauteten die Berichte immer günstig. Nun Gott sei Dank, dass sie wieder daheim war.