Die geistliche Braut wurde ins Kloster gesteckt, wo es ihr sehr gefiel. Sie freute sich abends schon aufs Erwachen am Morgen, aufs Sich-Bewusstwerden, dass sie im Kloster sei. So viele nette Fräulein waren da, nahezu achtzig, von ganz kleinen bis zu zwanzigjährigen, darunter drei interessante Negermädchen, die Pater Olivieri gebracht hatte. Das Institut hatte einen solchen Ruf, dass Eltern ihre Töchter von Venedig, Mailand, ja selbst Neapel zur Erziehung diesen Ursulinen übergaben. Mehr als die Hälfte der Zöglinge waren Italienerinnen. Zur schnelleren Erlernung des Italienischen und Deutschen waren immer zwei Verschiedensprachige als Gespielinnen zusammengruppiert.
Josefine erhielt eine Luigia Poaletti aus Feltre zur Gesellschaft, die ebenso wenig Deutsch verstand, als die andere Italienisch, und doch waren sie täglich wie Galeerensträflinge zusammengekettet, bei Tische, bei der Rekreation, bei der Arbeit, beim Spaziergange. Aber der Drang nach Verständigung überwand alle Schwierigkeiten und in kürzester Zeit plauderte es sich ganz famos. Was machte man für schöne Ausflüge! Ins Kresswasserl, nach Lorenzen, nach Reischach, dort gab’s für alle „Maienbutter“, die man heute Schlagsahne nennt. Unvergesslich ist die Güte einer Blandina, Serafina, Cajetana, und vieler anderer, die nicht nur tüchtige Lehrkräfte, sondern auch wahrhaft mütterlich liebende Frauen gewesen waren. Und wenn Frau Emmas Töchter gut geraten sind, so ist dies nicht zuletzt dem auch heute noch vortrefflichen Institute in Bruneck zu verdanken. Damals war eine Frau Aloisia von Gilm, die Schwester unseres unvergleichlichen Dichters Hermann von Gilm, Oberin.