Nach und nach wirkte die fleißige, geschickte Hand Emmas Wunder und der Ruf des Hauses stieg. Da kam eines Tages vom Bad Maistatt herunter ein Dr. von Vilas. Er klagte der Wirtin vom Schwarzadler: Der Aufenthalt in Maistatt ist ja wunderschön, das Heilwasser vortrefflich, die Küche an und für sich tadellos, aber man muss an der allgemeinen Tafel essen, und ich kann das nicht, ich bin ja magenkrank; — Frau Emma wusste Rat. Dr. Vilas logierte sich bei ihr ein, das Maistatter Magenwasser ließ sie für ihn holen, und merkwürdigerweise, alles, was sie ihm vorsetzte, was sie für ihn kochen ließ, schmeckte ihm und vertrug er. Kurz und gut, sie wusste den kränkelnden, verdrießlichen Mann so zu behandeln, dass er im Herbst neugekräftigt, mit neuer Lebensfreude erfüllt, den Ort verließ, nicht ohne zuvor seiner Pflegerin beteuert zu haben, er werde ihr nie vergessen, was sie an ihm getan habe.
Und er hielt Wort; überall machte er Propaganda für Niederdorf, dessen Ruf als ausgezeichnete Sommerfrische von da an fest begründet war. — Mit der Stellwagenfahrt, wurde gutes Geschäft gemacht, ein sechsspänniges Fuhrwerk verfrachtete Waren, lieferte als Rückladung Salz von Hall. Alle Jahre brachte Josef schöne Pferde aus Kärnten, teils zum Verkauf, teils zum eigenen Bedarf. Von der fürstbischöflichen Mensa in Brixen erwarb er den idyllischen, fischreichen Pragser See und kaufte im Pragsertale den schön gelegenen Schacherhof mit Waldung.
Eine wohleingerichtete Schmiede (eine Hauptsache bei dem vielen Fuhrwerk) gehörte zum Schwarzadler. Da stand ein stämmiger Schmied vor dem Feuer, holze das glühende Eisen heraus, zwei derbe Gesellen klopften nun darauf los, der große Schmiedhammer gab auf dem Amboss seinen Takt dazu, und Josef verstand alles und übersah alles; Arbeit gab’s genug. In der Nähe war Frau Emmas Garten — eine Art Insel zwischen der lustig einherrauschenden Rienz und dem Wierkanal. Kein Hofgärtner hätte es der Frau Emma gleichtun können in der Gartenpflege.
Sie duldete kein Unkraut, die Wege waren sehr sauber gehalten, nirgends die Rosen und Levkojen so leuchtend und duftend, der Salat so zart, wie bei ihr. Von den Gärten in Neustift, dem fürstbischöflichen Hofgarten in Brixen brachte ihr der Stellwagen die Setzlinge, und man traf bei Frau Emma die seltensten Exemplare von Kalzeolarien, Verbenen und Fuchsien. Und wie — sagt mir — fand sie Zeit, dies alles, ohne Gärtner, nur mit dem Hausknecht Wastl und den Kochenlernerinnen zu besorgen? Sie war eben eine wunderbare Frau!