Was jetzt die Eisenbahn verfrachtet, musste früher vom Spediteur und Fuhrmann per Achse bewältigt werden. Die Fuhrleute! — Es war eine stolze Gilde, die sich ihrer Wichtigkeit bewusst war. Hinter dem Wirtshaustisch, beim „Fuhrmann-Mahlele“, mit der obligaten halben Maß Wein, hat sie wohl manch einer beneidet. Jedoch ihr Beruf stellte zuzeiten nicht geringe Anforderungen an Intelligenz, persönlichen Mut und Ausdauer. Bei allem Unwetter, bei Hitze und Kälte stapfte der Brave in seinem blauen Kittel neben den Pferden; es durfte nichts übersehen, nichts vergessen werden, er musste vorausdenken, vorausberechnen. Es war kein Kinderspiel, wenn ein Pferd erlahmte oder die Achse brach, menschliche Hilfe aber fern und er nur auf sich selbst angewiesen war — es stand ja oft ein Vermögen auf dem Spiele; und die Fahrt ging manchmal weit, nicht nur bis Innsbruck, Hall oder Bozen. Der Harasser Michl war mit seinem Fuhrwagen nach Strassburg und nach Köln gekommen. Dass es ohne Wettern und Fluchen nicht allemal abging, lässt sich denken. —
Da wandte sich einmal ein armer Kapuziner an einen solchen „Höll‘ und Teufel“ herbeirufenden Fuhrmann, dessen Pferde nicht anziehen wollten, mit den Worten: „Nicht so, guter Freund, probier lieber, indem du sagst: In Gottes Namen!“ Da reichte ihm unser Seppl die Peitsche mit den Worten: „Sie haben Recht! Versuchen Sie einmal!“ Aber die Pferde gaben nichts auf alles schöne Zureden des Gottesmannes. So bekam der Fuhrmann die Peitsche zurück mit dem Zugeständnis: „Red du nur wieder mit deinen Rössern, wie du willst“. —
Wenn so ein Großer von dieser Zunft, z. B. der „Stern“ von Schabs, oder der „Forcher“ von Sillian, der „Blowen Hansele“ von Lienz, angefahren kam, wie stürzte da der Hausknecht dienstbeflissen herbei; als besondere Auszeichnung für den Fuhrmann half ja sogar die Kellnerin ausspannen!