Die Ziege mit dem Brot

In Welschnofen hatte der Geißer unter seinen Geißen eine, die über alle Maßen listig war. Hatte er die Herde auf den „Stickl“ hinauf getrieben, so dauerte es nicht lange, daß die Schlaue von der Herde weg und in den Wald hineinlief, niemand wußte, wohin. Und wenn sie dann nach einiger Zeit wieder zurückkam, hatte sie jedesmal ein halbes Brot im Maul.

Die Hirten wollten der Sache auf die Spur kommen und rannten der Geiß öfters spornstreichs nach in den Wald; aber das Tier lief dann kreuz und quer, die steilsten Hänge auf und nieder und täuschte die Verfolger über ihre Richtung so vollkommen, daß diese nie daraufkamen, woher sie das halbe Brot hole.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 375

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Veröffentlicht von josefauer.com

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