Die Pest im Tierser Tal

1636 hat man geschrieben, als in vielen Tälern Tirols so arg die Pest gehaust hat. Bei Blumau und in das Tierser Tal hinein ist der grimmige Sensenmann ebenfalls auf heiße Arbeit gegangen.

Da war in Tiers ein Bauer, der das Bestatten der Leichen sich zum Geschäfte machte, ohne daß er sich aber einen Kreuzer dabei verdienen wollte. Ein Paar rote Ochsen an seinem Wagen, fuhr er talauf, talab und führte die Toten auf den Pestfriedhof hinauf.

„Hü!“ sagg er za die Roatn,
„hü! mit die Toatn!“

Wahrscheinlich ist in der bösen Zeit, als alles zum Kreuze kroch, der „Jungfernbund“ als Gelöbnis gegründet worden. Die Bundesfahne, die sich jetzt in Tiers befindet, trägt nämlich am untern Ende das Bild, wie der wackere Bauer mit seinen „Roaten“ einen Sarg dahinführt.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 368

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Veröffentlicht von josefauer.com

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