Von den Irrwurzeln

In den Wäldern gibt es mancherorts Irrwurzeln. Wenn man auf eine solche tritt, verirrt man sich. Der alte Risser-Schuster von Klobenstein ging einmal spät abends von Kematen, wo er untertags bei einem Bauern auf der Stör gearbeitet hatte, heim nach Lengmoos. Da hörte er im Walde plötzlich eine wunderschöne Musik und sah, als er hinschaute, ein großes, beleuchtetes Haus. Er ging neugierig darauf zu, aber Haus und Musik blieben immer gleich weit entfernt.

Auf einmal hörte er Betläuten – und im Nu war alles verschwunden und er stand weitab von Kematen und Klobenstein unten am Unterinner Eck. Wenn man ihn fragte, wie das zugegangen sei, daß er sich so weit verirrt habe, sagte er nur: „Ich bin eben auf eine Irrwurzel getreten.“

Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, S. 485

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Veröffentlicht von josefauer.com

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