Schloss Bruck in alten Ansichten

Die Burgen und Schlösser Tirols

Erkunden Sie die Vergangenheit und entdecken Sie das Schloss Bruck bei Lienz in historischen Bildern und Ansichten. Eine Zeitreise in Ansichtskarten und Fotografien!

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Veröffentlicht von josefauer.com

Archivbilder und Genealogie

Ein Kommentar zu “Schloss Bruck in alten Ansichten

  1. Zur Neugestaltung von Schloss Bruck zu Beginn des 20. Jahrhunderts findet sich in den Innsbrucker Nachrichten vom 28. Juli 1913 ein sehr interessanter und informativer Artikel:

    „Schloß Bruck bei Lienz.
    Von Hans Mahl, Lienz.

    Zu Anfang Mai des Jahres 1911 legte man
    den greisen Herrn auf Schloß Bruck in den
    Totenschrein, und in der Hauskapelle brann­-
    ten um den Katafalk die Trauerkerzen, wäh-­
    rend von den Wänden die Ahnherren des Schlos-­
    ses, die Görzer Grafen, still auf den toten
    Schloßherrn blickten. Aechzend drehten sich die
    schweren Torflügel in den verrosteten Angeln
    und durch den düsteren Bogen trugen sie ihn
    hinaus zum ewigen Schlafe auf den Gottes­-
    acker.
    Die Vergangenheit gab dem Alten das Ge­-
    leite und wie der Trauerzug aus dem Bereiche
    des Schlosses war, da kam von der Linde am
    Teiche die Jugend und sonnige Gegenwart ins
    tote Gemäuer, in halbverfallene, verrußte Keme­-
    naten und öde Rittersäle.
    Was die Geschichte des Schlosses Bruck,
    des größten und am schönsten gelegenen Schlos­-
    ses uns zu erzählen weiß, haben berufenere
    Hände in der vaterländischen Geschichie uns
    niedergeschrieben. Diese Zeilen aber sollen von
    der Gegenwart erzählen, von dem Leben, das
    in dem toten Mauerwerke aufs neue erblühte,
    das nunmehr kunstverständige Hände zu einer
    Sehenswürdigkeit ausgestatteten.
    Zuerst gab die nunmehrige kunstsinnige Be­-
    sitzerin, Fräulein Ottilie Rock, dem Schloß und
    seiner schönen Umgebung ein neues Gewand.
    Wie ein Zaubergarten aus einem Märchen­-
    reich mutet heute das Kleid uns an, das sie
    dem Ganzen gab. Im Teiche unter der alten
    Schloßlinde ziehen Schwäne still ihre Wege,
    und ein Heller Verputz an den Außenwänden
    des Schlosses und seiner Vorbauten, treu das
    Altehrwürdige wahrend, gibt dem Gesamtbilde
    einen eigenen Reiz. Dann gings in das In­-
    nere und hier schufen bis heute Architekt Re-
    gierungsrat Deininger aus Innsbruck, sowie
    Kunstmaler Raphael Thaler aus Innsbruck in
    schaffensfroher Arbeit ein nordisches Tuskulum.
    Vollendet sind bis heute in ihrer künstleri­-
    schen Ausgestaltung zunächst das Wolkensteiner-
    Zimmer im Osttrakte des Schlosses und daran
    anschließend das Jagdzimmer.
    Ersteres erhielt dem vortrefflich erhaltenen
    malerischen Wandschmucke entsprechend eine
    Eichentäfelung im gotischen Stile des 15. Jahr­-
    hunderts. Die Malerei oberhalb der Täfelung
    stammt aus dem Jahre 1500 und zeigt in
    schön verschlungenen Arabesken innerhalb von
    Rundreifen die Familienwappen der Wolken-
    steiner ihrer Erbfolge nach. Viel Mühe machte
    dem Maler die Ausfindigmachung und ori­-
    ginalgetreue Restaurierung der teilweise gänz-
    lich verblaßten Wappen. Das anschließende
    .Jagdzimmer ist ebenfalls getäfelt und der
    Wandfries zeigt in reichster Arabeskenzier
    verschiedene Jagdtiere und mythologische Fi­-
    guren. Beide Zimmer haben prachtvolle höl-
    zerne Plafonddecken, die dem Zahne der Zeit
    trefflich widerstanden.
    In dem neuaufgebauten Nordostrakte fin-
    den wir die Verwirklichung der Eindrücke einer
    Nordlandsfahrt in den Gedankenkreis der jun-
    gen Besitzerin. Regierungsrat Deininger und
    Maler Thaler gaben ihren Intentionen Form
    und Leben, sie zauberten ihr im Stile nor-
    discher Malkunst des 8. Jahrhunderts die ger-
    manischen Göttersagen in dreizehn Runddgemäl-
    den in einer 90 qm Raum fassenden Halle an die
    Wände und schufen so eine germanische Halle.
    Wir sehen Baldur, den Gott des Lichtes, zur
    Walhalla jagende Walküren, auf mit Stein-
    böcken bespanntem Wagen den hammerschleu-
    dernden Thor, die Frühlings-Sonnenwende,
    Odin mit seinen Begleitern dem Raben und
    Wolf, einen reizend gemalten Elfenreigen, die
    Nornen, alle Gemälde und die sie umgebende
    stilvolle, farbensatte Ornamentik in fein nuan-
    cierter Tempera-Malerei. Von einem Erker-
    fenster sieht der Besucher hinein ins schöne
    Jseltal auf üppiggrüne Matten und dunkle
    Wälder. Die Decke zieren, in quadratische Felder
    geteilt, nordische Teppichmuster in man-­
    nigfachster Farbe. Die Westfront des Saales
    ziert eine prächtige eichene stilreine Eichen-
    balustrade, auf beiden Seiten mit Säulen flan­-
    kiert, die die Beleuchtungskörper tragen. Sie
    ist ein Werk des Innsbrucker Bildhauers
    Rahatsch. Alles wirkt in diesem Raume stim­-
    mungsvoll und harmonisch zusammen.
    Von der Germanenhalle führt der Weg durch
    ein Zimmer in eine Kemenate, die an der
    Westfront des Schlosses liegt und an den un­-
    teren Rittersaal anschließt. Sie trägt an der
    Decke zierliche Ranken mit Lindenblättern, auf
    denen sich exotische Vögel wiegen. Ein mit
    mythologischen Figuren bemalter Kachelofen gibt
    dem Raume ein stimmungsvolles Gepräge.
    Der anschließende große Rittersaal und auch
    der darüber befindliche werden im kommen­-
    den Jahre in Arbeit genommen.
    Im ersten Stocke der Westfront geht auch
    eine dreizimmerige Methalle ihrer Vollendung
    entgegen. Hier legten die Bildner auf grü­-
    nem Grunde in schwarz-weißer Technik die
    schönen Arabesken-Motive des grünen gothischen
    Zimmers der Burg Reifensrein bei Sterzing
    auf. Im ersten Zimmer finden wir auch Bilder
    von Tirols .Minnesängern, wie Walther
    von der Vogelweide und Oswald von Wolkenstein
    mit ihren Wappen. Offene Rundbögen verbin­-
    den die Lokale. In der zweiten Halle finden
    wir in gleicher Malweise die Herren von Görz,
    die einstigen Besitzer des Schlosses und Herren
    von Lienz nebst ihren Gemahlinnen, während
    die dritte Halle uns den im Jahre 1580 ver­-
    storbenen letzten Wolkenstemer mit seinen beiden
    Ehefrauen, der Anna Helene von Firmian und die
    Fuchsin von Jaufenberg, im Bilde zeigt.
    Das wertvollste und sehenswerteste Lokal des
    Schlosses ist die Hauskapelle, die durch eine
    Galerie in zwei Hälften geteilt ist. Hier fan-
    den die alten, kunstvoll gemalten Wandbilder
    durch die Hand des Restaurateurs wieder volle
    Lebenskraft. Die Flügel-Altäre mir ihren kost­-
    baren Bildfüllungen sind ebenfalls kunstgerecht
    wieder hergestellt. Alle Mängel decken neu­-
    trale Farben und geben so dem Ganzen ein
    feierliches, altehrwürdiges Aussehen.
    Indessen breiten sich um das Schloß auch
    viel neue Baumkronen aus und nach Jahres­-
    frist wird das Schloß Bruck zu einem der
    schönsten Tirols zählen, ausgebaut in seiner
    altehrwürdigen Gestalt, ein Wahrzeichen der
    Stadt aus grauer Vorzeit, und im Innern
    junges, kunstfreudiges Leben bergend.“

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