Ansicht aus Graz mit der Wetterschieß-Station am Ruckerlberg.
Zum Sinn und Zweck dieser Wetterkanone berichtet Meyer´s Konversationslexikon von 1909:
Wetterschießen.
Mit dem Ausdruck ›Wetterschießen‹ bezeichnet man das Verfahren, durch blinde Schüsse nahendes Unwetter (Gewitter, Hagel etc.) zu vertreiben oder Blitze und Hagelbildung zu verhindern. Schon im Altertum schoß man zu dem Zwecke mit Pfeilen nach dem Himmel und im Mittelalter mit Böllern und Gewehren. Während man damals durch Lärm die Unwetterhexen zu vertreiben suchte, wollte man in neuester Zeit die Hagelbildung angeblich begünstigende Ruhe der Luft vor dem Hagelwetter durch das Wetterschießen stören. Die Wiederaufnahme des alten Verfahrens unter neuen Gesichtspunkten geschah 1906 durch Stiger zu Windisch-Feistritz in dem unter Hagelschlag schwer leidenden Steiermark. G. Suschnig in Graz konstruierte eine Hagel– oder Wetterkanone, die mit geringen Änderungen Verbreitung fand. Als beste Form ergab sich ein schmiedeeiserner Böller von 3 cm Kaliber und 40 cm innerer Länge, dem ein Blechtrichter von 4 m Höhe und 75–80 cm oberm Öffnungsdurchmesser aufgesetzt ist; in den Böller wird etwa 200 g Pulver lose hineingeschüttet und mit Zündschnur abgebrannt. Die ganze Vorrichtung wird in einem kleinen Holzhause so aufgestellt, daß der Trichter oben zum Dach herausragt. Sobald das Gewitter in den Bereich der Schießstation kommt, wird geschossen, bis der Himmel aufklart oder bis es gleichmäßig regnet; die Schießperiode umfaßt Mai bis Oktober. Auf 1 qkm kommt eine Station. Alle bisherigen Versuche, soweit sie nach streng kritischer Methode angestellt wurden, wie auf dem amtlichen Versuchsschießfeld zu Castelfranco bei Treviso, haben keinen praktischen Erfolg ergeben, weil die Hagelwolken meist zu hoch ziehen und die ganze Erscheinung auf viel zu großen atmosphärischen Bewegungen und Kräften beruht, als daß sie von den relativ kleinen Schußwirkungen beeinflußt werden könnten.
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