In Lüsen erzählt man sich folgende Sage: Die Alm am Fertschelljoch, die man heute „Pardelleralm“ nennt, war nicht immer unbestrittener Besitz des Pardellers. Vor alter Zeit hat sie ihm sein Nachbar, der Gannbauer, streitig gemacht. Da aber weit und breit kein Richter zu finden war, der diese Rechtssache entschieden hätte, kamen die beiden überein, die Alm auszuraufen!
Am festgesetzten Tage zogen sie mitsammen, ohne ein Wort zu reden, in die Alm und schaufelten dort miteinander in lautlos banger Stille ein tiefes Grab. Dann schnitzten sie ein Kreuzlein, der eine das Haupt-, der andere das Querstück, und legten es hin. Im darauffolgenden Faustkampf überwand der Pardeller seinen Gegner, begrub ihn und setzte das Kreuzlein auf das Grab. Noch heute nennt man die Stelle, wo die Bauern gerauft haben und der Gannbauer begraben liegt, „im Freithöfl“.
Quelle: Der Sammler, Beiträge zur tirolischen Heimatkunde. Band I, 12/18
