Der Heidenschatz auf Castelfeder

Das Schloß Castellveder, von dem nur mehr spärliche Ruinen stehen, wurde vorzeiten von einer sehr reichen heidnischen Familie bewohnt. Diese Herrschaft hatte unter ihren Schätzen und Kostbarkeiten eine goldene Gluckhenne mit zwölf goldenen Hühnlein und ein goldenes Kegelspiel. Ein Hirtenknabe fand einmal in der Nähe der Ruine einen solchen Kegel mit einem Zettel, auf dem geschrieben stand: „Neun Schritte gegen die Vill liegt noch neunmal so viel.“ Voll Freude eilte er zum nächsten Hirten, um ihm den Fund zu zeigen; als er aber bei diesem ankam, hatte er nichts mehr in der Hand. Einst begab sich ein Zauberer, der von dem verborgenen Schatze wußte, auf den Castellvederberg hinauf, um zur Geisterstunde den Schatz zu heben. Als er mit seiner Zauberformel begonnen hatte, erschien der Burggeist, der ihn aufforderte, schnell vom Platze zu weichen, sonst könnte es ihm nicht gut gehen. Er sagte dann auch, daß der Schatz von Christen nicht gehoben werden dürfe, weil er von den alten Heiden herrühre. Als der Zauberer noch zögerte, erschienen plötzlich auf seiner Stirne drei schwarze, giftige Blasen, und drei Tage darauf starb er zur nämlichen Stunde unter furchtbaren Schmerzen.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 514

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Veröffentlicht von josefauer.com

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