Der Geist von der Sonnenburg

Die Sonnenburg bei St. Lorenzen im Pustertal war schon mehrere hundert Jahre ein Nonnenkloster, als die Äbtissin in Streit mit dem Bischof von Brixen verwickelt wurde. Die stolzen Nonnen, lauter Töchter der reichsten und vornehmsten Edelherren des Landes, wollten dem Bischof nicht mehr gehorchen, und dieser jagte sie daher aus der Burg.

Da war aber eine unter ihnen, welche sagte: „Lieber als daß ich mich aus den Klostermauern vertreiben lasse, will ich Hungers sterben.“ Sie floh daher in den Keller und versteckte sich dort, daß niemand sie entdecken konnte. Da blieb sie nun und verhungerte. Aber sie konnte nach ihrem Tode keine Ruhe finden und geht allnächtlich weinend und klagend im verfallenen Gemäuer um.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 583

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Veröffentlicht von josefauer.com

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