Auf dem Platze, den jetzt der Reschener See mit seinen Wellen überbreitet, stand vor vielen Jahren ein prächtiges Schloss. Eines Tages war das Schloss nicht mehr zu sehen, denn es war mit Roß und Ritter und allem, was darin war, in die Tiefe versunken; die nahen Wildbäche gossen brausend ihre Wasser drüber hin, und kein Menschenauge sieht mehr eine Spur von demselben. Nur der Drache, der es in der Tiefe bewacht, taucht hie und da mit seinem schuppigen Rücken über den Spiegel des Sees empor.
Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz Vinzenz Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 240, S. 149