Die Kunstanstalt Karl Schwidernoch aus Wien ist einer der bekanntesten Ansichtskartenhersteller aus der Zeit um 1900.
Karl Schwidernoch war ursprünglich Buchhändler.
Die Firma war von 1895 bis 1897 in Wien-Floridsdorf ansässig. 1897 erfolgte die Übersiedlung nach Wien-Leopoldstadt in die Pillersdorfgasse. Die Karten mit der Herstelleradresse in Floridsdorf sind somit früher entstanden als jene mit der Adresse in der Leopoldstadt.
Die Freien Stimmen vom 1. April 1897 berichten über die Herstellung einer neuen Kärntner Postkarte:
“Feistritz im Rosenthale, 28. März. (An-
sichtskarte.) In der bestbekannten Kunstanstalt Karl
Schwidernoch in Wien erschien soeben eine Ansichtskarte
unseres Ortes. Dieselbe gibt, nach Photographien herge
stellt, ein Bild der Gesammtansicht des Ortes, welche
sich dem Beschauer von der Sinochhöhe über den
Werksgraben mit der Ortskirche gegen die Drau bietet.
Neben der Gesammtansicht sind noch das Baron Hell-
dorf’sche Schloss, die Kreuzkirche und der Gasthof „zur
Post abgebildet. Die reizend ausgeführte Karte wird
bei Fremden und Sammlern gewiss viel Anklang finden
und ist direct durch die Verschleißstelle in Feistritz zu
beziehen.”
In der Zeitung “Kikeriki” vom 19. Feber 1899 findet sich ein sehr aufschlussreicher Bericht zur Postkartenproduktion der Firma Schwidernoch:
“Ansichtskarten verbreiten sich immer mehr, nicht nur in
Oesterreich-Ungarn, sondern auch im Auslande und in den an
deren Welttheilen.
In Anbetracht der nie geahnten Verbreitung tauchte
wiederholt die Frage auf, wer denn in unseren Landen weite
Kreise auf solche Karten aufmerksam machte und da wird es
unsere geehrten Leser gewiß interessiren, daß es eine Wiener
Firma gewesen ist, welche Ansichtskarten zuerst in großem Maß
stabe überall einführte, denn seit circa 10 Jahren versorgt Karl
Schwidernoch’s Kunstanstalt
in Niederösterreich über 1000,
Oberösterreich über 600,
Steiermark über 800,
Kärnten über 400,
Tirol und Vorarlberg über 800,
Salzburg über 200,
Böhmen über 1000,
Mähren und Schlesien über 600,
Galizien und Bukowina über 500,
Dalmatien, Küstenland und Istrien über 300,
Ungarn über 1000,
Croatien und Slavonien über 300,
Bosnien und Herzegowina über 300 Orte und so das Ausland und die
überseeischen Länder mit Ansichtskarten.
Wie wir in Erfahrung brachten sind bisher mehr als
10.000 verschiedene Muster in unzähligen Millionen Exemplaren
nach allen Windrichtungen aus genannter Kunstanstalt, welche
auf diesem Gebiete unübertroffene Leistungen aufzuweisen hat,
hervorgegangen, wodurch sich unsere geehrten Leser ungefähr
einen Begriff über die gewaltige Ausdehnung dieses heute so
beliebten Sportes des Kartensammelns machen können.
Kaum ein Dorf oder ein Wirthshaus, selbst in den ent
legensten Gegenden, wird heute ohne Ansichtskarten zu finden
sein, wo es jedoch noch nicht der Fall sein sollte, dort empfehlen
wir, es nicht zu versäumen, sich schleunigst damit zu versehen,
denn im Frühjahr und Sommer bei allen Festen und Ver
sammlungen oder Truppendurchmärschen und Manövern wird
der Absatz von Ansichtskarten noch größer sein wie bisher, weil
sich nunmehr in vielen Orten Vereine bilden, welche Karten
sammeln und gegenseitig austauschen.
Es wurde uns mitgetheilt, daß infolge der besonders ge
schmackvollen Ausführung, die genannte Firma von vielen
Vereinen und Gemeindeämtern wiederholt sehr schmeichelhafte
Anerkennungsschreiben erhielt und wir sind überzeugt, daß die
Kunstanstalt Karl Schwidernoch in Wien (2. Bez., Pillersdorf-
gasse 4), gewiß Jedermann gerne mit allen Auskünften über
Anfertigung solcher Karten dienen wird.”
Vielen Dank für den interessanten und aufschlussreichen Beitrag, lieber Herr Auer!
Die Ansichtskarten aus dem Verlag Karl Schwidernoch sind auf Grund ihrer qualitätvollen Gestaltung ein besonderes Schmuckstück in vielen Postkartensammlungen.