Hugo Neugebauer, Tiroler Sagenmotive

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1. Kultische Motive

Die Sagenmotive spielen in der vergleichenden Sagenkunde eine große Rolle. Sind sie doch gleichsam die Kerne, um die sich die einzelnen Sagen gebildet oder kristallisiert haben. Sie sind zugleich die Glieder, welche die örtlich oft weithin zerstreuten Sagengebilde zu ganzen Sagenfamilien verbinden, und die Züge, an denen ihre sagengenealogische Zusammengehörigkeit erkannt werden kann. Es soll das an einigen ganz besonders merkwürdigen Beispielen erläutert werden, die zum weitaus größeren Teil den «Volkssagen, Bräuchen und Meinungen aus Tirol» von Johann Adolf Heyl entnommen wurden. Nur zur gelegentlichen Ergänzung wurden die «Sagen aus Tirol» von Ignaz Vinzenz von Zingerle (2. Auflage) und die «Mythen und Sagen Tirols» von Johann Nep. Ritter (Mahlschedl) von Alpenburg herangezogen. Dabei empfahl es sich, die kultischen, das heißt die im Kulte gewisser vorchristlicher Geheimbünde verwurzelten, und die nichtkultischen Sagenmotive gesondert darzustellen.

Wenden wir uns zunächst den kultischen oder Kultsagenmotiven zu, so sind es vornehmlich die Motive vom Leutvertragen, von der Blendung Unberufener, vom eingehackten Beil, vom Heischerufer und vom glühenden Küchelspieß, die alle fünf den Kultsagen angehören, welche sich um Wuotan, Perchta und verwandte Sagengestalten gebildet haben und diese zu einer Sagenfamilie ausgesprochen totendämonischen Charakters verbinden.

Was nun zunächst das Motiv vom Leutvertragen anbelangt, so mögen hiefür die folgenden Beispiele genügen: Zu Grünau im Lechtale wurde eine neugierige Dirn, die den Kopf zum Fenster hinausgesteckt hatte, von der Wilden Fahrt mitgenommen (Heyl S. 36). Zu Lehen, einem Bauerngute im Alpbachtale, riß die Wilde Fahrt ein Kind, das vor dem Hause spielte, mit sich fort, desgleichen in der Wildschönau, doch gelang es der Mutter, jenes zu retten, dieses erlitt hiebei keinen Schaden (Zingerle S. 7). Auch von Alpenburg weiß von der Entführung eines Kindes in der Wildschönau durch das Wildgfahr zu erzählen (Mythen S. 8 f.). Von diesem heißt es ausdrücklich, es sei ungewaschen und ungesegnet gewesen. Es wurde auf einer Bergmatte ob Tierbach unversehrt wiedergefunden. Auch der Enneberger Orco entführt Leute (Mythen S. 74 f.). In Stilfs entführte die Wilde Fahrt neugierige Zuschauer, die sich am nächsten Morgen im Unterinntal, besonders oft bei Hall, befanden (Zingerle S. 10). Bei Villanders nimmt Frau Berchta, die in den Klöckelnächten vorüberzieht, jeden, der sich außer dem Hause zeigt, mit sich fort (S. 21). Das Leuvertragen wird auch den Saligen und den Hexen nachgesagt. «In den Schluchten ob St. Andrä (bei Brixen) hausen die Saligen, die auch Menschen vertrugen. Früher verschwand bald da, bald dort einer» (Heyl S. 194). Die nämliche Sage von Saligen, welche Kinder vertrugen, die nach dem Betläuten noch außer dem Hause waren, ist auch bei Wälschnofen daheim (S. 403). Auch unaufgesegnete Wöchnerinnen vertrugen sie (S. 404), so die Platzliner-bäuerin in Tiers, die nach einer anderen Überlieferung von Unholdinnen vertragen wurde (Zingerle S. 38 f., Heyl S. 407). Andere unaufgesegnete Bäuerinnen, die von Saligen vertragen wurden, waren die zum Brucker auf der Bruckeralm im Zerzertal bei Burgeis und die vom Gsta-derhof bei Burgeis. Diese wurde dadurch gerettet, daß sie auf einem Karwendelstock stand (Zingerle S. 39). Auch mit der Ennebergersage, wie die Salvangs oder Wilden Männer Hochzeit hielten, ist das Motiv vom Leutvertragen verknüpft (Heyl S. 615). Das Motiv geht auf den Kultbrauch ekstatisch tobender Geheimbünde zurück, Uneingeweihte, welche die kultischen Umzüge, dem strengen Verbote zum Trotz, begafften oder belauschten, zur Strafe mit sich zu nehmen, wobei es zuweilen zu tätlichen, ja sogar tödlichen Mißhandlungen gekommen sein mag. Daß es auch mit der Sage vom Verschwinden unaufgesegneter Wöchnerinnen verbunden wurde, ist damit zu erklären, daß diese Frauen unrein und daher dem Zugriff dämonischer Mächte ausgesetzt waren.

Auch das Motiv von der Blendung Unberufener ist eng mit der Kultsage von umziehenden Totendämonen verknüpft und dürfte sich gleichfalls, wenn auch nicht so zwanglos wie das frühere, auf einen Kultbrauch der Geheimbünde zurückführen lassen, von dem wir nur, eben ihres geheimkultischen Charakters wegen, der mit unerbittlicher Strenge gewahrt wurde, nichts wissen. Wir lesen darüber wie folgt:

«Den ganzen Sommer über wohnen unsichtbar die Käsertörggelen auf den Stubaier Almen. Es sind geisterhafte Kinder, ganz harmlos im allgemeinen, bloß den Vorwitz können sie nicht vertragen. Um Martini ziehen sie von der Alm ab, und da segnen die Leute ihre Häuser, bevor sie abends zwischen acht und neun Uhr im Dorfe vorbeiwandern. Man verschließt dann die Fensterläden so fest als möglich. Einmal war ein neugieriger Knecht, der heimlich hinausschaute. Da zogen sie gerade vorbei, eine ungezählte Kinderschar. Schon kamen die letzten heran, auf einmal erklang eine Kindesstimme: ,Geh, tu dö Balklan zu!’ In dem Augenblick erblindete der Knecht. Er versuchte alle möglichen Mittel zur Heilung, er fragte auch fromme Geistliche um Rat, alles vergebens. Da riet ihm endlich eine alte Bäuerin, nächstes Jahr mehr (wieder) zu schauen. Er tat es. Richtig wanderten die geisterhaften Kinder wieder vorbei, und schon glaubte der Knecht, sie wären vorüber, als eine Stimme ertönte: ,Geh, tu dö Balklan au!’ Da war er wieder sehend» (Heyl S. 73).

Daß es sich hier ursprünglich um Kindergespenster aus dem Gefolge der Totendämonin Perchta handelte, die — man weiß nicht warum — ihre Führerin verloren hatten, leuchtet ein. Die Sage von der Gömnacht-Perchtl zu Kögeiern im Alpachtale erzählt, die Perchtl sei einmal mit ihren Kindlein zu dem Bauernhöfe Kögeiern gekommen. Da habe sie ein hinter dem Backtrog versteckter Knecht belauschen wollen. «Gleich merkte die Perchtl die Anwesenheit des unberufenen Lauschers, der aus einer Klaß (Klause, Spalt) lugte, und sprach zu einem ihrer Kinder: ,Geh hin und verschoppe (verschließe) jene Klaß!’ Da kam das Kind und blies in die Klause, und alsbald ward der Knecht stockblind.» In der nächsten Gömnacht ließ sie ihm die Augen wieder auftun (Alpenburg S. 63 f.). Solcher Sagen erzählt man sich in Tirol noch mehr.

Unverkennbar kultischen Ursprungs ist auch das Motiv vom eingehackten Beil, das ohne Zweifel gleichfalls auf einen uralten Kultbrauch zurückgeht. Wir lesen:

Zu Glurns im Vintschgau zog einmal mit der Wilden Fahrt eine krumme Gans vorbei, die einem zusehenden Weibe ein Hackl in den Fuß schlug. Als sie im nächsten Jahre vorbeizog, zog sie es wieder heraus (Zingerle S. 8 f.). Ein Knecht vom Gasserbauern im Laiener Ried sah zu, wie die Frau Berchta mit ihren sieben Hunden vorbeizog. Sie schlug ihm ein Beil ins Knie, das er bis zu ihrem nächsten Vorbeizug behalten mußte (Zingerle S. 20 f.). Ebenso erging es einem vorwitzigen Zuschauer auf dem Wege von Kollmann nach Klausen (Zingerle S. 21). Als die Wilde Fahrt einmal an einem Hofe in Stilfs vorbeizog, legte ein Knecht einen Baumstamm quer über den Weg. Die Fahrt schlug ein Hackl hinein, das den Fuß des Knechtes traf (Zingerle S. 23). Ein in die eisgraue Vorzeit zurückreichender Zug der Kultsage, der sich durch das damalige Denken in Gleichnissen zwanglos erklären läßt.

«Dort oben (nämlich in den Schluchten ober St. Andrä bei Brixen) ziehen auch die wilden Jäger durch den Wald. Bei den wilden Fahrten ist immer der Einäugige (Wuotan!) vom Totenzuge der vorderste. Die wilde Fahrt hörte man früher oft. Eine Stimme rief: ,Da hack ich’s Beilele ein’, und derjenige, den es traf, blieb ein Jahr lang krank» (Heyl S. 194).

Vom Wildgfahr in Deutschnoven, einer ganz besonders Sagenreichen Gegend, lesen wir: «Ein Bauernbursche hatte es gewagt, in der Dreikönigsnacht vor das Haus zu gehen und zu horchen. Da kam es heran, das wilde Heer, durch die Luft gesaust, und der mit der Bärenstimme vorne rief hinter sich zurück: ,Gans, kimbsch nuit nochar?’ Und die Gans entgegnete: ,I muaß ameadn dem Lausar da (dem Horcher da) mei kloans Hackl in Fuaß hackn, aß ar mein gadenkt, und a Johr sott’s höbn.’ Zugleich traf es den Burschen in das Bein, und er blieb hinkend.» Nach einem Jahr zog ihm die Gans das Hackl wieder aus dem Fuß. «Und der Bursche wurde wieder gesund, und sein Bein gerade» (Heyl S. 400 f.)

Heyl bemerkt hiezu: «Der Alte mit der Bärenstimme ist niemand anderer als Wuotan, die nachfolgende Gans steht ja mit dem alten Gotte wie mit Frau Berchta in inniger mythischer Verbindung. Hier schlägt die Gans, unter deren Gestalt wohl die Frau Berchta verborgen ist, das Beil ein» (S. 730). Es folgen Hinweise auf Parallelstellen.

Bei Steeg im Lechtal schlugen drei Wilde Männer einem Manne, der dem Vorbeizug der Wütenden Fahrt zuschaute, ein Hackl in den Kopf, das ihm über ein Jahr wieder herausgezogen wurde (Zingerle S. 10 f.). «Vom obern Moserhof in Wälschnoven wird folgendes erzählt: Am Dreikönigen -abend ging einmal die Gstampa (Perchta) mit aufgelöstem Haar, wie dies ihr Brauch ist, und begleitet von etlichen Hündlein samt ihrer Kinderschar da vorbei. Es hatte schon betgeläutet, und trotzdem schlich der Sohn des Bauern hinaus und stieg auf den Misthaufen, voll Neugier, die Gstampa zu sehen und zugleich die Tiere im Stall reden zu hören. Wie die Gstampa den Burschen sieht, ruft sie ihm zu: ,Dir hack ich mein Hackl in den Fuß. Das nächste Jahr werde ich dir’s, wenn du wieder dastehst, wieder herausziehn.’ Der Bub war augenblicklich getroffen und blieb krumm, bis er sich über ein Jahr auf dem Misthaufen wieder sehen ließ. Jetzt zog ihm die Gstampa das Hackl heraus, und das Bein war wieder gesund wie früher (Heyl S. 430).

Auch von dem unter dem Namen Kasermandl bekannten Almgeist erzählt man sich diese Geschichte, wobei daran erinnert sei, daß diese Dämonen bisweilen an die Stelle der von Perchta geführten Kindergespenster treten:

«Um Martinsabend fährt das Kaser-männlein von der Alpe (Alm), da darfst du nicht aus dem Haus. Ein Bursch von Reut in Tirol wollte das nicht glauben und versteckte sich am Martinsabend unter die Bank vor dem Haus. Das Kaser-männlein schlug ihm ein Häcklein in den Buckel und sprach: ,Das mußt du behalten bis aufs Jahr um die Zeit.’» (Friedrich Panzer, Beiträge zur deutschen Mythologie II 40 nach Alpenburg, Mythen S. 133 f.).

Es ist bekannt, daß die Menschen des vorgeschichtlichen Zeitalters körperliche Schmerzen auf Einwirkungen dämonischer Mächte zurückführten, woran noch heutzutage gewisse Krankheitsnamen erinnern. Man denke beispielsweise an das unter dem Namen «Hexenschuß» bekannte Kreuzweh. Wer im Rücken, im Kopf oder am Knie dumpfe Schmerzen wie vom Hieb eines Beiles empfand, konnte sich das in unserem Falle nicht anders als damit erklären, daß ein solcher Dämon ein Beil oder Hackl an der schmerzhaften Stelle eingehauen habe. Dieses stak nach seiner Meinung so lange in seinem Körper, bis die Schmerzen nachließen oder aufhörten, was bei heilbaren Krankheiten nach Verlauf einer gewissen, oft längeren Zeit der Fall zu sein pflegt. Dann hatte eben der zurückkehrende Dämon das Beil wieder herausgezogen. Als solche Dämonen galten bei uns in den ältesten Zeiten vornehmlich die aus dem Gefolge des Wilden Jägers (Wuotan) oder seines weiblichen Gegenstückes, der Perchta oder Perchtl. Die Bindung des Einschiagens und Wiederausziehens an die heilige Zeit des Umzugs in den Zwölfnächten dürfte in der Wahrnehmung eines zufälligen Zusammentreffens zu suchen sein, das erst später verallgemeinert wurde, um auf diese Weise Ursache und Wirkung in sinnfälligen Einklang zu bringen. Auch zeitweilige Blindheit ließe sich auf diese Weise zur Not erklären, wenn man es nicht vorzieht, dieses Motiv mit einem (später vielleicht symbolischen) Kultbrauch in Zusammenhang zu bringen. In diesem Falle könnte auch das Einschlagen des Beiles auf diese Weise erklärt werden, doch ist es klar, daß es sich in beiden Fällen um bloße Erklärungsversuche handelt.

Hieher gehört auch das weitverbreitete Kultsagenmotiv vom Heischerufer, das in jene eisgraue Vergangenheit zurückweist, da noch das uralte Mutterrecht mit dem viel jüngeren Vaterrecht in Fehde lag und Kultweiber von Kultmännern aufs grausamste verfolgt wurden. Der Heischeruf Außenstehender, das heißt in die Kultgeheimnisse Uneingeweihter: «Mir auch mein Teil!» (und ähnlich) war anfangs ernst, später spöttisch gemeint. Auch hiefür sollen Beispiele beigebracht werden:

Schon Mahlschedl erzählt eine solche Sage von der Seligen (Saligen) ob Haid und dem Hirten, der dem sie verfolgenden Wilden Mann zuruft, er solle ihm ein Viertel seiner Beute bringen, was denn auch geschieht. Der Schluß von der Reue des als gemütsroh geschilderten Hirten ist ohne Zweifel Zutat des Herausgebers (Mythen S. 29). Die älteste Sage kennt kein Mitleid mit dem verfolgten Weibe, das als böse angesehen wurde. Die Sage von den schönen und gütigen Saligen ist neueren Ursprungs und wird seit ungefähr hundert Jahren dichterisch kultiviert. Der Weg dazu führte wahrscheinlich über die Seligen des Himmels.

In Ulten nagelte die vorüberziehende Temper ein Viertel eines zerrissenen Männleins an die Haustür, desgleichen die wilden Leute auf dem Zug durch Castelrut auf den Zuruf eines Knechts eine Leiche (Zingerle S. 11 ff.). Als die Frau Berchta einmal an einem Bauern-hause in Vilanders vorbeizog, riefen sie die Bewohner um einen Beuteteil an. Am nächsten Morgen fanden sie einen Mann an die Haustür genagelt (Zingerle S. 21). Auf der Salge bei Graun im Obervintschgau hausen die Salgen, die vom Wilden Mann verfolgt werden. Ein Betrunkener heischte von ihm ein Viertel der Jagdbeute. Am nächsten Tage hing es vor seiner Haustür (Zingerle S. 34; siehe auch Zingerle, Meinungen 106—110).

Beim Stierl in Unterinn hängte die Wilde Jagd auf den Heischeruf eines kecken Burschen einen halben menschlichen Leichnam an die Haustür, den sie erst im nächsten Jahre auf abermaligen Zuruf des Burschen wieder mitnahm. Ähnliches erzählt man sich in Signat (Heyl S. 232 f.). Der wilde Heidenfürst, der kein anderer als Wuotan selbst war, jagte nach seiner Vertreibung aus Zwingenstein auf dem Collnoartl und hängte einem mutwilligen Heischerufer die Hälfte einer Bauerndirn vor die Haustür, desgleichen der Wilde Mann in Tiers eine halbe Kindesleiche. «Denn der Wilde Mann jagte nach ungetauften Kindern und fraß solche rein auf» (Heyl S. 351; s. auch Zingerle, Sagen S. 18, 19, 174 — 180). Der Wilde Mann in Montiggl nagelt unaufgefordert einen halben Leichnam an die Tür eines Bauernhofes (Heyl S. 480ff.). Übrigens ist aus unseren Beispielen zu ersehen, daß auch Kultmänner von Kultweibern verfolgt und im Zustande kultischer Ekstase sogar zerrissen wurden, wie das der hellenische Mythus von dem von Mänaden oder Bacchantinnen zerrissenen Könige Pentheus zu erzählen weiß.

Eingehend befaßt sich Otto Höfler in seinem Werke über kultische Geheimbünde mit der Kultsage vom bestraften Spötter (S. 143 ff.). Der Verfasser hat sich mit ihm im ersten Kapitel des ersten Bandes von «Landauf-Landab» auseinandergesetzt, worauf hier ein Hinweis genügen muß. Hieher gehört auch, was Höfler unter «Dämonenverfolgung» (S. 276 ff.) über die Jagd des Wilden Jägers auf ein dämonisches Wildweib schreibt.

Zu den kultischen Sagenmotiven zählt auch das vom glühenden Küchelspieß, das sagengeschichtlich unverkennbar mit dem Brauchtum kultischer Heischegänger beim Einsammeln der Opfergaben von Hof zu Hof zusammenhängt. Auch dafür sollen einige Beispiele beigebracht werden:

Salige Fräulein kamen manchmal vom Gebirge zu den Bauern herab, um Gaben, meist frischgebackene Küchel, zu heischen. Da geschah es zuweilen, daß hartherzige Bäuerinnen sie nicht nur abwiesen, sondern sie überdies verwundeten, worauf sie mit einer Verwünschung, die dann auch in Erfüllung ging, das Weite suchten. Die Verlotterbäurin in Villnös buk einmal Krapfen. Ein saliges Weiblein kam in die Küche und bat um einen. Die Bäurin schlug ihr mit dem Küchelspieß auf die Hand. Da verwünschte das Weiblein die Verlotter bis ins neunte Geschlecht. Der Fluch ging in Erfüllung (Zingerle S. 37). Von einer Bäurin im Tale Schalders erzählt man sich, sie sei der Saligen mit dem glühenden Küchelspieß ins Gesicht gefahren (Heyl S. 166), von einer andern zu Velton bei Afers, sie habe ihr eine Kelle voll heißen Schmalzes hinausgeschüttet (S. 168), von einer dritten zu Villnös wird beides erzählt (S. 169).

Von den Leckfräulein in Nobels auf dem Ritten lesen wir: «Die Leckfräulein wohnten in Höhlen beim Locherer in der Lecklahn. Zu Zeiten kamen sie auf den einsamen Hof, man mußte sie von den Speisen herausessen lassen, wie sie wollten. Es brachte Glück, man sah sie gerne kommen, im Stall, im Stadel, in der Stube, nirgends gab es einen Unsegen. So erschienen sie eines Tages wieder und nahmen an den Speisen Anteil. Die Bäurin war aber heute einmal in einem gabigen Zeichen: patsch, wie eine zugriff, schlug sie ihr mit der Kelle auf die Hand. Erbittert über solchen Undank, brach das Leckfräulein in die Worte aus:

«Auf und davon und nimmer her,
Und kein reicher Locherer mehr!»

Und flugs flogen sie durch den Kamin hinauf. Die Verwünschung ging in Erfüllung, Glück und Segen zog mit ihnen aus, es gab keinen gut hausenden Locherer mehr» (Heyl S. 276; s. auch Zingerle, Sagen S. 40 f.). — Daß die Verwünschungen der hier Leckfräulein genannten Saligen sich erfüllten, wird in der Tiroler Volkssage wiederholt erwähnt. Merkwürdig ist in unserer Sage auch, daß die Leckjungferien durch den Kamin hinauffahren, was man sich sonst bekanntlich von Hexen erzählt. Wir haben hier ein lehrreiches Beispiel des Überganges einer älteren in eine jüngere Sage vor Augen. Die Hexensagen sind durchwegs jünger als die Saligensagen.

Es ist nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich, daß die Sage von schnöde abgewiesenen Saligen ursprünglich an einem bestimmten Bauernhöfe haftete und erst später auf dem oft beschrittenen Wege der Sagenwanderung auf andere Höfe übertragen wurde. Auch das Abwirtschaften oder Aussterben eines Bauerngeschlechtes mag die mündliche Überlieferung auf die Verwünschung einer abgewiesenen Saligen zurückgeführt haben.

2. Nichtkultische Motive

Außer kultischen gibt es noch eine Reihe anderer Sagenmotive, von denen hier die merkwürdigsten behandelt werden sollen, als erstes das in Tirol häufige vom Heimruf.

Zu Fließ im Oberinntal diente eine Fangga, wie dort die wilden Weiber heißen, zur vollen Zufriedenheit des Bauern. Dieser hatte auf dem Imster Markte zwei Ochsen und ein Kalb verkauft und stieg mit dem Joch auf der Schulter durch den Bannwald am Pillerbach talab. Da hörte er aus dem Walde heraus eine laute Stimme rufen: «Jochtrager! Jochtrager! sag der Stutza-Mutza, d’Hoachrinta sei toad!» Heimgekehrt, erzählte der Bauer die Geschichte seinem Weibe und der Dirn. Da sprang diese mit dem Schrei: «D’Muata, d’Muata!» auf und lief auf Nimmerwiedersehen dem Bannwalde zu (Alpenburg S. 67).

Auf einem Bauernhöfe bei Graun im Obervintschgau diente eine Salige umsonst. Nach zwei Jahren wurde sie heimgerufen. Sie enteilte und wurde auf der Flucht vom Wilden Mann zerrissen (Zingerle S. 34 f.). Vom Geigerhof in Mals wurde eine Salige, die beim Bauern diente, abberufen (Zingerle S. 46), ebenso bei einem Bauern in Andrian (Zingerle S. 53), desgleichen eine Norgin bei einem Bauern auf dem Ritten (Zingerle S. 55) und eine Wasserjungfrau, die auf dem Wieserhof in Laas diente (Zingerle S. 102 ff.). In den wälschen Kofeln zu St. Andrä bei Brixen hausen die saligen Leute (Saligen oder saligen Fräulein). Von diesen erzählt die Sage:

«(Ebenso) ist hier ein Bauer nachts heimgegangen und hört eine Stimme im Wald: ,Sog deiner Diarn, die Tinzl-Tanzl isch g’storben!’ Der Bauer erzählt daheim, was er gehört hat, und die Dirn geht weinend davon und läßt den nicht endenden Garnknäuel zurück (s. u.). Dasselbe wird vom Meierhof in Lüsen erzählt. Die Stimme im Walde rief hier: ,Hoß, Hoß! Moarhofar afn weißn Roß, sog zi deinar Diarn, dö thuit Mittn (Backzuber) rüahrn, die Hirla-Harla isch gstorbn.’ Die Dirn springt auf, läßt den bekannten Knäuel zurück und segnet noch das Haus, in dem sie so gute Behandlung erfahren» (Heyl S. 166 f.).

Bei Lengstein auf dem Ritten lautet der Spruch, mit dem die selige Gitsch (Dirn), die beim Oberschichter im Dienste stand, abberufen wird: «Hos afn Roß, sog za der Wöle, die Wile ist toadt!» (Heyl S. 275). Beide Frauennamen sind aus der Sage von der Willeweis bekannt (S. 271) und verraten sagengeschichtliche Verwandtschaft derselben mit den Saligen. Daß sie dem Bauern unbekannt sind: «und aß ar sie gor öt verwoaßt, sötta Namen amoal g’heart za hobn» bekundet hohes Alter. Dieselbe Sage erzählt man sich yon zwei Saligen im Sagenreichen Kafmannstal bei Wälschnoven (Heyl S. 403). Die Sage steht im Zusammenhange mit der vom Verbot, nach dem Namen dämonischer Wesen zu fragen, wofür die Sage von einer Saligen, die auf dem Platzlinerhof in Tiers diente, als Beispiel angeführt sei (S. 408). Das ist mit dem Glauben des vorgeschichtlichen Menschen an die Magie der Namen zu erklären. Wer den Namen kannte, gewann damit magische Gewalt über den Träger desselben: «Nie sollst du mich befragen!»

Eine salige Dirn war in der Nähe von Mals bei einem Bauern in Dienst gestanden. Als ihr auf der Höhe des nahen Berges eine Jungfrau zurief: «Stutzli-Mutzli, der Vater ist krank, du sollst heimkommen!» legte sie die Sichel weg, begann heftig zu weinen, stieg eilends den Berg hinan und ließ sich nie wieder blicken (Heyl S. 521).

Eng verbunden mit dem Sagenmotiv vom Heimruf ist das vom endlosen Knäuel. Wir lesen: «Wo immer eine Salige im Dienste war, warf sie, bevor sie wieder ausstand, zum Abschied einen Garnknäuel in die Stube, der nie gar wurde, bis sich einmal jemand verschwatzte und verwundert ausrief: ,Wird denn das Zeug nimmer gar?’ Dann hatte der Knäuel auch sofort ein Ende.» So zu lesen von den saligen Leuten (Fräulein) bei Brixen (Heyl S. 166). «Beim Meßner in Afers hat ein salig’s Weibele einen Fadenknäuel zur Tür hineingeworfen und gesagt: ,Fragt nicht nach dem End!’ Der Knäuel ist nie gar geworden. Einmal hat die Näherin gesagt: ,Wo ist denn da ein End?’ Darauf hat sie nur mehr ein Häufel Asche in der Hand gehabt» (Heyl S. 169). Die Sage ist auch bei Lengstein auf dem Ritten daheim, wo die abberufene salige Gitsch (Dirn) einen Garnknäuel mit einer Unheil wahrsagenden Prophezeiung in die Stube wirft (Heyl S. 275). Daß die Saligen Seherinnen sind, bekundet die Tiroler Volkssage des öfteren. Insbesondere sind sie, wie die Wilden Männer auch, wetterprophetisch begabt und dadurch dem Landvolk von großem Nutzen.

Beim Feichter, dem hintersten Bauernhof in Weißenbach, war einmal eine antrische Dirn. «Nachdem sie längere Zeit treu und redlich gedient und es gut gehabt hatte bei den Leuten auf dem Hofe, schenkte sie der Bäuerin einen Zwirnknäuel und sagte, dieselbe solle immer um das Ende und nie um das Ort (das andere Ende) fragen, dann werde der Knäuel nie gar werden. Die Bäurin hatte lange Zeit daran. Aber so nach geraumer Zeit ,vergachte’ sie sich mit Fragen und fragte um das Ort, jetzt auf einmal war das Ort da und der Knäuel gar» (Heyl S. 607). Auch eine Jungfer von der Lecklahn ob Jenesien gab beim Abschied der Bäurin einen solchen Knäuel (Zingerle S. 41 f.), desgleichen eine Wasserjungfer auf dem Wieserhofe in Flaas (S. 104). Im Kafmannstal zu Wälschnoven ließ die scheidende Salige einen Weberer auf der Spindel zurück, der nicht eher endete, als eine vorwitzige Frage gestellt wurde (Heyl S. 403).

Auch der Enneberger Waldgeist Salvang, übrigens das ladinische Gegenstück zum germanischen Wilden Mann (Wuotan), schenkt der freundlichen Dirn des Hofes Coll sora Curt vor seinem Abschied einen Zwirnknäuel, der erst auf ihre verwunderte Frage ein Ende nimmt, worauf der Segen, der auf der Gabe ruhte, verschwindet (Heyl S. 614).

Weit verbreitet und vermutlich durch den Glauben an die Magie der Zahlen zu erklären ist das Motiv vom überzähligen, das auch in unsere Perchtensagen hereinspielt. In seinem Werke über kultische Geheimbünde der Germanen bringt Otto Höfler eine Überlieferung aus der Lausitz, die eine auffallende Ähnlichkeit mit den Tiroler Perchtensagen aufweist (S. 306). Auch unter den Haberfeldtreibern taucht manchmal ein Überzähliger auf. Höfler schreibt darüber (S. 308) nach Queri, Bauernerotik und Bauernfehme in Oberbayern (S. 70), wie folgt:

«Wenn die Liste der Haberer, die sich geschwärzt und unkenntlich gemacht haben, verlesen wird, und jedes Mitglied des Habererbundes mit ,Hier’ geantwortet hat, so schreit plötzlich mitten in der Schar eine überzählige Gestalt ,Hier!’: das aber ist der Teufel selber.»

Unter die in Tirol als Anklöpfler bekannten Heischegänger mischt sich nach der Volkssage mitunter der Teufel als Überzähliger (Alpenburg S. 281 f.). Auch beim Scheibenschlagen der Imster Burschen stellte sich ein überzähliger in Gestalt eines schrecklichen Gespenstes ein, desgleichen beim Scheibenschlagen auf dem Leitenbühel bei Perjen ein einäugiger (!) gewaltiger Mann mit Hörnern, die sich rückwärts bis auf die Füße hinabbogen (Alpenburg S. 356 f.). In diesem ist unschwer Wuotan wiederzuerkennen.

Auch die folgende Sage vom Hexentanz auf dem Ritten gehört hieher: «Auf dem Roßwagen und dem Riggermoos tanzen immer zwölf Hexen, von denen jedesmal eine nicht mehr zurückkommt. Aber keine weiß, welche nicht mehr zurückgekommen ist» (Heyl S. 290). Der dreizehnte ist eben der Teufel. Roßwagen und Riggermoos waren uralte Wuotankultstätten.

Mit zu den weit verbreiteten zählt in Tirol das Sagenmotiv von den ungerechten Erbteilerinnen, das sind die beiden sehenden, die ihre blinde Schwester bei der Teilung des ererbten Geldes betrügen, indem sie sich ihre Erbteile mit Scheffeln zumessen, der Blinden aber nur so viel lassen, als den Boden des umgekehrten Scheffels bedeckt. Nach einer Volkssage waren es die drei Töchter eines reichen Bauern, von denen eine völlig blind war. «Sooft an diese letztere die Reihe kam, drehten sie das Gemäß um, daß der Boden nach oben kam, belegten ihn bis zu dem schmalen Rande mit Goldstücken und ließen die Blinde oben draufgreifen, damit sie sich überzeuge, daß auch sie volles Maß erhalte. So bekam die arme Blinde nicht den hundertsten Teil ihres Erbes» (Alpenburg S. 188).

Von nur zwei das väterliche Erbe teilenden Schwestern, einer sehenden und einer blinden, weiß die Sage von den Locherer Jungfrauen hinter Wälschnoven zu erzählen. Die Blinde merkt den Betrug und verwünscht das Gold, das sogleich in die Tiefe versinkt (Heyl S. 414 f.). Dieselbe Sage von zwei erbteilenden Schwestern haftet an der Ruine des Schlosses Falkenburg oder Falkenstein auf dem Glanzerberg bei Windischmatrei. Die Blinde merkt den Betrug nicht, die Sehende muß zur Strafe als Geist umgehn, bis jemand ihr ganzes widerrechtlich erworbenes Vermögen als Lohn für eine Gefälligkeit verlangt (Heyl S. 581 f.). Die nämliche Volkssage haftet auch am alten Vintler Schlosse. Die Blinde merkt den Betrug nicht und ist mit ihrem vermeintlich vollen Maße zufrieden. «Da brach des Himmels Strafe über die ruchlose Schwester herein. Auf einmal tat sich die Erde auf und verschlang dieselbe mitsamt ihrem ganzen Reichtum» (Heyl S. 602 f.). Dieselbe Geschichte erzählt man sich von den beiden Töchtern des reichen Ritters auf dem Burgstein über dem Multerloch in Taufers. Die Blinde merkt den Betrug. Auf ihre Verwünschung versinken beide Schwestern samt dem Schloß und dem Schatz (Heyl S. 640 f.).

Nach einer Anmerkung Heyls (S. 732, 99) zu der Sage von den Locherer Jungfrauen (s. o.) sind die schatzteilenden Jungfrauen den drei Nornen vergleichbar. Sollte sich dieser Vergleich, wie es scheint, auf die Dreizahl beschränken, so wäre er entschieden unzulänglich, man wollte denn an die ungleichmäßige Verteilung der Glücksgüter durch die Schicksalsgöttinnen denken. Aber davon weiß der nordische Nornenmythus nichts, auch ist der Vorgang bei der Erbteilung damit nicht in Einklang zu bringen. Vielleicht geht das Sagenmotiv auf einen verschollenen oder (wenigstens dem Verfasser) unbekannten Mythus zurück.

Wie sich gezeigt hat, zählt das Sagenmotiv von den Geldmesserinnen bereits zu den Schatzsagenmotiven. Ein weiteres dieser Art ist das Motiv von der verhinderten Schatzhebung durch ablenkende Erscheinungen. So erzählt die Sage vom Schatz auf Kar und den Wölfen: Ein Bauer von Wälschnoven pflügte mit sechs Ochsen. Da blieb die Pflugschar im Henkel eines Kassels voll Gold stecken. Eben als der Bauer und sein Sohn sich anschickten, den Schatz zu heben, «da rannten obenher fünf Wölfe mit offenen Rachen den Acker herab und kerzengerade auf die Ochsen zu.» Um diese vor den Wölfen zu schützen, treten die beiden an sie heran. Da versinkt der Schatz mit Geklingel, «von einem Winseln begleitet, als käme es von einem Hunde.» (Es war der bekannte schwarze schatzhütende Hund) (Heyl S. 393; vgl. hiemit auch die Sagen vom Schatz auf dem Michäler-Hof und von der goldenen Glocke, Heyl 395 f.). Ein anderes Beispiel dieser Art ist die Wälschnovner Sage vom Schatz und dem Wölfe. Wir lesen:

«Beim Reiter auf Kar in Wälschnoven (s. o.) liegt in der ,Lammer’ (Steinmuhre) ein Schatz. Die Hirtenbuben fanden ihn und zogen einen erzenen Hafen voll Gold aus dem Steingetrümmer. Aber während sie noch zogen, brach der Wolf in die Herde, und die Hirten mußten vom Schatz ablassen und dem Wolfe wehren. Während sie noch zur Herde rannten, klang und klingelte es hinter ihnen durch den Berg, und der Schatz versank in die Tiefe, ohne eine Spur zurückzulassen» (Heyl S. 393 f.).

Ein plötzlich auftauchender Wolf ist es auch, der ein Hirtenbübel auf dem Hofe Caldrun, das seine Schafe weidet, hindert, einen Hafen voll Gold zu heben und dadurch eine arme Seele zu erlösen, die den Schatz hüten muß (Heyl S. 394). Eine Pustertaler Sage erzählt:

«Auf einer Wiese in der Weißenbacher Alm ist ein Schatzloch. Da war es, daß die Hütbuben einmal den Schatz herausgraben wollten. Als sie schon auf eine Platte stießen, unter welcher der Sehatz liegen mußte, schrie es von weitem: ,Die Kühe walgen ab! Die Kühe walgen ab!’ Die Hirten, die es glaubten, liefen entsetzt auf die Weide hinüber zu den Kühen, sahen aber zu ihrem Staunen, daß diese alle unversehrt weideten. Keine einzige war abgekugelt. Wie sie nun wieder zum Schatz zurückkehrten, fanden sie keine Platte und kein Loch mehr vor» (Heyl S. 641 f.).

Wer zur Hütung eines Schatzes verurteilt ist, kann von einem andern abgelöst werden. Es ist das das Sagenmotiv von der Schatzhüterablösung. So erzählt die Zillertaler Sage von den Greinerhütern: Ein Bauer aus Mairhofen habe sich unbekannten Männern auf einer Alm im Zemgrunde, die er für Hirten hielt, verpflichtet, ihnen nach seinem Tode hüten zu helfen. Zum Lohne hiefür erhielt er so viel Geld, als er tragen konnte. Erst nachher gingen ihm die Augen darüber auf, daß es keine lebenden Menschen, sondern schatzhütende Geister oder Gespenster waren, denen er sich nach seinem Tode gesellen mußte (Alpenburg S. 190). Vermutlich wurde einer der Männer von dem neu hinzugekommenen Bauern abgelöst, ein Zug der Sage, der anscheinend der Überlieferung verlorenging.

Das eng mit der Schatzhebersage verbundene Motiv vom vergessenen Kind ist auch in Tirol bekannt. So erzählt die Sage vom Bock als Schatzhüter: Ein armes Weib habe den im Burghügel von Castelveder oder Castelfeder vergrabenen Schatz heben wollen und ihr kleines Kind (zum Schutz gegen böse Geister) mitgenommen. Mit den errafften Goldstücken in der Schürze — sie erwiesen sich bei Tageslicht als Kohlen! — eilte sie die Treppe zum Sehatzgewölbe hinauf, wobei sie vergaß, ihr auf der untersten Stufe niedergesetztes Kind mitzunehmen. Erschreckt wollte sie es holen, aber die Treppe war verschwunden. Auf den Rat des Pfarrers kehrt sie nach Jahr und Tag zurück und findet das Kind wohlbehalten, wo sie es gelassen (Heyl S. 515). Dasselbe Motiv kehrt in der Enneberger Sage vom Schatzberg wieder. Da findet die Mutter das zurückgelassene Kind in der nächsten Johannisnacht wieder. Es sitzt im (unterirdischen) Palast auf einem grünen Sofa (also ein anscheinend später Sagenzug) und spielt vergnügt mit einem großen Goldstück. «Neben ihm stand ein Korb voll der köstlichsten Früchte» (Heyl S. 623). Diese Früchte sind offenbar im Garten des unterirdischen Totenlandes gewachsen, auf dessen Dasein die Volkssage des öfteren anspielt.

Wie sich das Gold aus dem Schatz von Castelfeder (s. o.) bei Tag in Kohlen verwandelt, so verwandelt sich umgekehrt verächtlich weggeworfene Kohle in Gold. Man könnte dieses kurz das Motiv der mythischen Alchimie nennen. Jemand empfängt also Kohlen als Lohn oder findet welche. Verärgert schüttet er sie aus dem Sack, doch bleiben einige Stücke zurück, die alsbald zu Gold werden. Er eilt zurück, um die übrigen zu holen, findet aber nichts mehr. So erging es einem Weib aus Steeg im Lechtal, die einer (dämonischen) Wöchnerin Geburtshelferdienste geleistet hatte. Ähnlich erzählt man sich diese Sage in Fließ (Heyl S. 29 f.). Wenn der Schatz auf der Kreuzplatte bei Strengen im Stanzertal blüht, zeigt er sich als ein Kessel voll Kohlen oder Roßzähne. Ein Hirt steckt sich einige Zähne in den Sack, und es ergeht ihm damit wie anderen mit den Kohlen (Heyl S. 33 f.). Zwei Schwestern zu Unterinn auf dem Ritten finden im Lichttalele glühende Kohlen. Die eine steckt ihrer etliche ein, die sich in Goldklumpen verwandeln. Zurückgekehrt, um die übrigen aufzuheben, findet sie nichts mehr (Heyl S. 2561). In der Wälschnovner Sage vom Schatz im Keller des alten Schlosses Pretzenberg tritt an die Stelle der Kohlen Espenlaub. Die Magd, die «wundershalber» eine Handvoll davon einsteckte, hätte sich des Schatzes bemächtigen können, wenn sie etwas Geweihtes auf die Benne geworfen hätte, in der das Laub lag (Heyl S. 385). Auch die glühenden Kohlen in der Küche des Schlosses Schenkenberg bei Völs am Schlern würden sich in Gold verwandelt haben, wenn der Pächter etwas Geweihtes daraufgeworfen hätte, anstatt sie mit Wasser zu löschen (Heyl S. 395). Die Pustertaler Sage vom Schatz im Teufental bietet nichts Neues (Heyl S. 620). An die Stelle der Roßzähne treten in einer Brunecker Sage Schweinszähne (Heyl S. 627), in einer anderen Sage aus jener Gegend Zibeben (Heyl S. 628) und wieder in einer anderen Haselnüsse (Heyl S. 634). Manchmal liest man, Leute hätten da oder dort Gold liegen gesehen, es aber nicht sogleich aufgehoben; als sie es dann holen wollten, sei es verschwunden gewesen. Hier liegt also sozusagen eine Verflachung dieses Sagenmotivs vor. Übrigens weist es noch andere, gleichsam unentwickelte Überlieferungsformen auf, die als solche leicht zu erkennen sind. Als Beispiel einer solchen sozusagen, embryonalen Form des Motivs diene die Sage von der Dirn, die beim Streurechen im Walde nahe bei der Schloßruine auf dem Tobel am Eingange ins Reintal auf einen Haufen Fackenzähne stößt, die bald nachher verschwinden (Heyl S. 635). Mitunter kommt es vor, daß sich jemand des ganzen Schatzes bemächtigt. Ein Beispiel hiefür ist die Sage vom Knappenloch bei St. Lorenzen im Pustertal. Da verwandeln sich graue Steinchen in Goldstücke (Heyl S. 643). Die Sage von den Kohlen, die zu Gold werden, ist auch im Salzburgischen bekannt (Heyl S. 690 ff.).

Der Ursprung dieses Sagenmotivs dürfte in Erlebnissen der Bergknappen zu suchen sein. Es mochte nämlich nicht selten vorkommen, daß ein Knappe beim trüben Schein der Grubenlampe auf unscheinbares, aber goldhaltiges Gestein stieß, von welchem er einige Stücke zur Prüfung zu sich nahm und die anderen liegen ließ. Beim vollen Tageslicht mochte er dann erkannt haben, daß das Gestein wirklich goldhaltig war, und bei der nächsten Einfahrt nach den übrigen Stücken suchen: vergeblich, er konnte sie nicht wiederfinden. Da lag de.nn nichts näher, als sich das Versehen mit der Tücke eines jener Bergmännlein zu erklären, die zu allerlei harmlosem, aber auch boshaftem Schabernack aufgelegt waren. Daß in den entschieden jüngeren Formen der Sage an die Stelle von Kohlen und wohl auch anderem an den Bruchflächen glänzenden Gestein sonstige minderwärtige, aber glänzende Dinge traten, ist wohl nur als sekundär zu betrachten.

Zu den am weitesten verbreiteten Sagenmotiven zählt das vom goldenen Kegelspiel, das sich in Tirol zumeist an Schlösser und aufgelassene Goldbergwerke knüpft. Wir lesen:

«Unter der Schloßruine zu Thaur liegt ein großer Schatz verborgen, nicht weniger als neun große goldene Kegel und dazu eine goldene Kugel. Auf diesen Schatz haben seit Jahren in den dortigen unterirdischen Gängen Leute gegraben, nun sind die Gewölbe fast alle eingefallen (Alpenburg S. 329).

Die Sage vom Kegelspiel auf Schloß Maultasch knüpft sich an die von der Tiroler Landesfürstin gleichen Namens und ihrem ungetreuen Jäger Georg, der das Kegelspiel gestohlen und vergraben haben soll und nach seinem Tode als Schatzhüter umgehen muß (S. 329). Die Sage von diesem goldenen Kegelspiel liegt auch in zwei anderen Lesarten vor (Heyl S. 504 f.). Auch unter den Ruinen von Schloß Eppan liegt der Sage nach ein goldenes Kegelspiel vergraben (S. 506 f.). Das Motiv haftet auch an dem Bergwerk im Obernbergertal unweit vom Brenner (Heyl S. 95), am Keller zu Luseneck (Zingerle S. 286), am Kalvarienberge ob Kastelrut (ebenda), am Schwarzen See auf der Villanderer Alm (a. a. O.) und an der Pitscheförder Ebene, wo vorzeiten Riesen ohne Kopf bis auf einen, der drei Köpfe hatte, mit goldenen Kegeln und Kugeln spielten. Das Kegelspiel liegt seit dem Abgang der Riesen tief im Berge vergraben (Heyl S. 149 f.). Im Schwarzen See auf der Villanderer Alm liegen drei goldene Kegelspiele (Heyl S. 164). In einem unterirdischen Gang des Schlosses Zwingenstein auf dem Ritten schoben Knappen mit goldenen Kugeln silberne Kegel (S. 251). Auf dem verzauberten Schloß hinterm Rittner Horn liegen neun goldene Kegel und eine goldene Kugel vergraben (S. 265). Ob dem Dorfe Sarnthein liegen drei Seen, in einem derselben neun Kegel und zwei Kugeln von purem Golde. Sie hatten übermütigen Bergknappen gehört und wurden von dem erzürnten Bergherrn im See versenkt (S. 268 f.). Hinter dem Rittner Horn lag ein Goldbergwerk, das die Knappschaft so bereicherte, daß sie mit goldenen Kugeln nach goldenen Kegeln schoben. Ein Erdbruch verschüttete das Bergwerk samt den Knappen. Wo es gestanden war, sammelte sich tiefes Wasser an. Da liegt das goldene Kegelspiel versunken (Heyl S. 269 ff.). Verschiedene Lesarten liegen über das goldene Kegelspiel am Reiterjoch ob Wälschnoven vor, worauf hier ein Hinweis genügen muß (S. 381 ff.). Auch im Keller des alten Schlosses Pretzenberg in Wälschnoven liegen neun goldene Kegel und eine goldene Kugel (S. 385). Die Knappschaft des Goldbergwerkes hinter der Wälschnovner Alm Gepleng machte sich ein Kegelspiel aus purem Golde (S. 387). Der Matzweber von Wälschnoven fand unter dem Plankboden nicht nur ein goldenes Kegelspiel, sondern auch eine goldene Kegelbahn (S. 391). Unter der Burgruine Velseck in Tiers liegt ein goldenes Kegelspiel vergraben (S. 395). Auf dem Kegelberge im Eggental schoben vor alters die saligen Leute mit goldenen Kugeln nach goldenen Kegeln. Das Spiel liegt jetzt im Berge, der von ihm den Namen hat (S. 409). Zum Schatze der heidnischen Herrschaft auf Schloß Castelfeder gehörte auch «eine goldene Gluckhenne mit zwölf goldenen Hühnlein und ein goldenes Kegelspiel.» Dieser Schatz darf von Christen nicht gehoben werden. Dasselbe Kegelspiel kehrt in der Sage von den Schatzkohlen wieder (Zingerle S. 142, 150; Heyl S. 514 ff.).

Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Sage vom goldenen Kegelspiel in einem sagengeschichtlichen Zusammenhang mit dem heidnischen Göttermythus steht. Die folgende Sage scheint darauf hinzudeuten: «Wenn’s donnert, schiebt der Herrgott mit den Engeln Kegel oder sie schlagen Feuer. Ritten» (Heyl S. 796). Gott wäre hier an die Stelle Wuotans, die Engel wären an die Stelle der Asen getreten. Dadurch daß die Sage auf dem Ritten, dieser sagenberühmten Stätte uralter, weit in die vorchristliche Zeit zurückreichender Erinnerungen, erzählt wird, gewinnt unsere Vermutung an Wahrscheinlichkeit, zumal wenn man bedenkt, daß die Sage vom goldenen Kegelspiel am Ritten und am Schiern sozusagen daheimgewesen und von diesen beiden Stätten ins Etschtal ausgestrahlt zu sein scheint. Ritten und Schiern sind nämlich sozusagen die beiden Hochaltäre heidnischen Gotterkults in Südtirol.

Es geschah aus purem Übermut, daß die durch den Bergbau auf Gold reich gewordene Knappschaft mit goldenen Kugeln nach goldenen oder silbernen Kegeln schob, wofür sie dann von Gott durch Verschüttung oder Ersäufung des Bergwerks gestraft wurde. Aus sträflichem Übermut machten sich, wie die Volkssage zu erzählen weiß, andere ihres Zeichens einer geradezu ungeheuerlichen Tierquälerei schuldig. Die Kunde davon zieht sich als das Motiv vom lebendig geschundenen Stier durch viele Tiroler Bergwerkssagen hindurch. So sollen beispielsweise die ob ihres Reichtums übermütig gewordenen Knappen zu Hopfgarten diese Freveltat begangen haben. Zur Strafe dafür wurden sie in ihrem Stollen verschüttet (Heyl S. 653). Dieselbe Sage erzählt man sich im Salzburgischen von den Knappen im Rauriser Tal, nur daß dort der Ochse nicht geschunden, sondern lebendig gebraten wurde. Die Strafe war in diesem Fall das Verschwinden des Bergsegens (Heyl S. 692 f., Zingerle S. 628—630). In der Sage vom Kloansee ist das Schinden eines Stiers und einer Kuh bei lebendigem Leibe das Werk der Unterirdischen (Heyl S. 399 f.). Es scheint, daß dieser Sagenzug erst später von Dämonen auf Bergknappen übertragen wurde, wobei die in Aussehen, Tracht und Gebaren den Knappen ähnlichen Bergmännlein die Vermittlerrolle gespielt haben mögen. Dafür spricht auch das artverwandte Sagenmotiv von Menschen, die von dämonischen Wesen lebendig geschunden werden. Eine Enneberger Sage weiß von einem Tierquäler zu erzählen, «der eine lebendige Katze geschunden und sodann ihren Leib mit Salz und Pfeffer eingerieben hat» (Heyl S. 588).

Wie übermütige oder grausame Bergknappen werden auch ganze Städte um der Zuchtlosigkeit ihrer Bewohner willen von Gott durch Verschüttung oder Versenkung bestraft (Motiv von der verschütteten Stadt). Also solche werden unter anderen genannt die Stadt in der Gand (Heyl S. 498), die Städte Mais – Meran, Partschins, Lana, Lavend ob Jenesien, Rentsch bei Bozen, Susa an der Stelle des heutigen Schlerndorfes Seis, Nisselburg, wo jetzt das Dorf Leiters steht, die goldene Stadt Auer (lat. aurum = Gold) an der Stelle des heutigen Dorfes gleichen Namens (Heyl S. 499 ff.), die Stadt Tanneneh, die unterm Ötztaler Ferner begraben liegt, die Stadt Fließ an der Stelle des heutigen Dorfes gleichen Namens (Alpenburg S. 240 ff.), die große Römerstadt Heidach bei Wörgl (Heyl S. 88 f.), endlich im Pustertal die Stadt Messa an der Stelle des heutigen Dörfleins Messensee bei Straßen, die römische Stadt Amortia am Mortbühel zwischen Mittewald und Lienz und die große Römerstadt zwischen Oberlienz und Dölsach (Heyl S. 654 f.; s. auch Zingerle S. 626 ff. und 644). Weitere Beispiele findet der Leser in des Verfassers «Tiroler Sagenschatzkästlein».

Ein weitverbreitetes Tiroler Sagenmotiv ist das von den Eierschalen, die zumeist auf dem Herde aufgereiht werden. Wir heben aus der großen Zahl der Beispiele die auch sonst sagengeschichtlich gehaltreiche Sage von der Willeweis in Wälschnoven hervor. Sie lautet:

«Es war ein altes Weiblein, Gesicht und Hände über und über mit Runzeln bedeckt. Dann und wann tat sie den Mund auf und Vergangenes und Zukünftiges kund. Ein alter Bauer riet dem Reiter, Eierschalen auf den Herd zu stellen. Sie steckten also ringsum auf den Herd halbe Eierschalen in die Asche, und am folgenden Morgen, als die Bäurin wieder in die Küche kam, rief die Willeweis:

,I bin die Willeweis,
An alter Greis,
Woaß in Karerwall
Neunmal Wies und neunmal Wall,
In Schlearn an Nußkearn,
Die Gepleng a Mösserkling,
Die Roathwand a Kinderhand,
Ober an Heard voll weißer Hafen woaß i nia’.

Darauf verschwand das Weiblein und ließ sich beim Reiter nie mehr sehen» (Heyl S. 146; s. auch S. 67, 406, 411, 414, 502 und 605 und Zingerle passim).

Die steinalte Frau ist mit den Bräuchen und Meinungen, wie sie seit Jahrtausenden im Schwange gingen, so verwachsen, daß sie diese nie gesehene und unerhörte Neuerung als störend empfindet. Eine neue Zeit ist angebrochen, in der sie sich nimmer heimisch fühlt. Ein geradezu erschütterndes Zeugnis für den an Uraltererbtem treulich festhaltenden Sinn nicht nur des Tiroler, sondern des Landvolkes überhaupt. Wo dieser Sinn erschwacht, da geht es mit dem inneren und äußeren Wohlstande reißend bergab!

Das Motiv vom Abschied nach Lohnempfang kommt in der Tiroler Volkssage sehr oft vor. Die folgenden Beispiele mögen genügen. Im Samnauntal verschwindet ein Wildes Mandl, das sich bei einem Bauern als Ziegenhirt verdingt hat, nach Empfang eines roten Röckleins (Heyl S. 23). Ähnliches erzählt man sich von einem Wichtelmännlein zu Hof am Rallsberg bei Strengen (S. 26), von einem Nörglein in der Wildschönau (S. 82) und von einem Waldmännlein (Salvang) im Abteitale (S. 615 f.). Auf einem Bauernhof zu Saltaus in Passeier lebte ein dienstfertiges Nörglein. Vom Bauern mit einem neuen Röcklein beschenkt, ging es weinend von dannen (Zingerle S. 56), ebenso das Mühlmandl am See in Passeier (S. 57). Die Beispiele ließen sich mehren. Die Trauer des Männleins oder Nörgleins über den empfangenen Lohn ist damit zu erklären, daß diese Dämonen eigentlich Arme Seelen sind, die durch unentgeltliche Dienste die Sünden abbüßen, derentwegen sie «umgehen» müssen, so daß sie also in dem Geschenk des Röckleins ein Zeichen erblicken, daß ihre Bußzeit noch nicht um ist. Das ist auch der Grund, weshalb sie die Gabe nicht zurückweisen können.

Umgehende Geister oder Gespenster dürfen nicht verspottet, es darf ihnen, wie man bei uns sagt, nicht «nachgeantert» werden: Motiv vom Nachantern. So haben die sogenannten Klamm-Männer, in den Klammen hausende Gespenster, «Zeiten, in denen sie die Klamm verlassen dürfen, und dann sind sie flugs da, fallen dem Spötter und Verhöhner auf den Rücken und lassen sich von ihm so lange ,buckel-kraxentragen’, bis der Träger der stets wachsenden Schwere seiner Last erliegt und tot zu Boden sinkt, oder aber sein Reiter treibt ihn auf jähe Felsen und stürzt ihn in die Tiefe oder in die tosenden Wildbäche hinein» (Alpenburg S. 140). Bei Fulpmes hört man, meistens an hohen Festtagen, das Gschnalljuchzerl, das der umgehende Geist einer Kindsmörderin ausstößt. Wer ihm nachantert, dem dreht er den Kopf um (Alpenburg S. 205). «Einem schlechten Burschen, der in der Mitternacht juchzet, dem juchzet bald der Böse entgegen, setzt der Bursche das Juchzen noch fort, so kommt der Teufel heran und zerkratzt ihn jämmerlich, daher der Name Gschnalljuchzer» (S. 252). Nach Heyl geht der Name Schnalsjuchzer (so) auf den Lärchenwald Schnals zwischen Fulpmes und Mieders im Stubaital zurück. Ausgestoßen wird er von einem gespenstigen Licht, das dort bei Nacht «pfeilgeschwind tanzend hin und her und auf und ab schießt. Wenn es ein kecker Bursche wagt, den Schnalsjuchzer nach-zuantern, hui, dann ist das Licht schon bei ihm, und wäre er eine Stunde davon entfernt». Es folgen unheimliche Geschichten von diesem juchzenden Lichtgeist, der übrigens selber der Schnalsjuchzer heißt. Nach andern ist er der Geist eines erschossenen Müllerknechts, nach wieder andern der leibhaftige Teufel (Heyl S. 68 ff.). Der Orco in Enneberg und Abtei ist der Teufel in Gestalt eines juchzenden Vogels. Wenn ihm jemand nachantert, so verwandelt er sich in ein Ungetüm, springt dem Frevler auf den Rücken und läßt sich von ihm, der unter der ungeheuren Last des Reiters keucht, bis zum nächsten Wegkreuz oder bis zur nächsten Kirche tragen (Heyl S. 616 f.). Der Schnalljuchzer ist auch der Ahrntaler Sage bekannt (S. 661).

Das Sagenmotiv vom weißen Wurm ist wohl in ganz Tirol daheim. Im Lechtal bannte ein Kapuziner die Würmer der Heumahd in Krabach in ein großes Feuer, nachdem man ihm versichert hatte, daß kein weißer darunter wäre. «Zuletzt aber kam ein weißer, der schoß wie ein Pfeil dem Priester in die Brust, der sofort starb. Näheren Aufschluß gibt die gleiche Sage, die sich in dem von der Wurmplage benannten Seitentale des Kaisertales findet. Dort trägt der weiße Wurm eine goldene Krone und ist der Wurmkönig. Den sagenhaften Wurm findet man im Lechtal noch öfter» (Heyl S. 29). Auf der Mittewalder Alm im oberen Eisacktal gab es viel giftiges Gewürm. Ein fremdes Mandl erbot sich, es auszurotten, wenn kein weißer Wurm darunter wäre. Keiner hatte einen gesehen. Die Leute zündeten einen großen Holzstoß an und der Fremde beschwor die Würmer ins Feuer. Plötzlich kam ein weißer zischend dahergeschossen. Der Banner stürzte sich vor ihm ins Feuer, der Wurm ihm nach, und beide verbrannten (Heyl S. 156 f.). Vorsichtiger war das Mandl, das die bösen Würmer von der Seiser Alm abtrieb. Es nahm nämlich geweihte Gegenstände, legte sie rund um den Holzstoß und ließ die Würmer darüber ins Feuer springen. Der weiße konnte ihm nichts anhaben, weil er sich auf das Geweihte gestellt hatte. So mußte auch der weiße Wurm den andern nachfolgen (Heyl S. 377). Auch im Eggental trat ein solcher Wurmbanner auf. Dieser wurde selber von dem weißen Wurm festgebannt und kam in dem Feuer um, das er angezündet hatte, während jener auf die Alm zurückkehrte (S. 378). Die Sage ist auch in Enneberg bekannt, wo sie mit der vom Heckpfennig verbunden erzählt wird. Dieser ist dort das Krönlein, das der weiße Wurm abgeworfen und ein Bauer aufgenommen hat (Heyl S. 649 f.). Eigenartig ist die Sage von den drei Würmern auf der Kleiniseltalalm am Fuße des Großglockners. Da bannte nämlich ein Kapuziner außer dem grünen und dem schwarzen auch den weißen Wurm ins Feuer, weil dieser ihm das Amen des Vaterunsers nicht nachbeten konnte. Die Sage ist mit der in Tirol weitverbreiteten vom umgehenden Schuster (Ahasver) verbunden, zeigt also heidnische mit christlichen Zügen verquickt (Heyl S. 650 f.).

Rein naturmythologisch ist das Motiv vom ziehenden See zu erklären. Ein solcher ist der Pillersee beim Dorfe St. Ulrich, an den sich die Sage von einer darin versunkenen Alm knüpft (Alpenburg S. 231), desgleichen der Ziehreinhochalpensee am Sonnwendjoch, dessen Name Ziehrein (ätiologisch) gedeutet wird, «weil er an seinen Ufern sich dem Schlummer überlassende Leute gern in seine Tiefe hereinzieht», wie man sich das von einem Hirten erzählt, der nach einstündigem Schlaf mit, den Füßen im Wasser lag und sich nur durch schnelles Aufspringen und Davonlaufen retten konnte (S. 237). Der Kloansee hinter Wälschnoven «zieht alles hinab, was in seine Nähe kommt. Ein Knecht schlief in der Nähe ein, und als er aufwachte, war er schon bis über die Knie im Wasser» (Heyl S. 400; s. auch Zingerle S. 230 u. 245). Es ist durchaus wahrscheinlich, daß dieser Sage die Wahrnehmung von flutenden und ebbenden Seen zugrunde liegt, worüber jedoch unseres Wissens noch keine Beobachtungen vorliegen.

Naturmythologischen Charakters ist auch das Sagenmotiv von der Wäsche am Sonnenstrahl. Gemeint ist das graue Regengewölk, das dadurch gebleicht (weiß) wird, daß man es am Sonnenstrahl aufhängt: «Die Wildweiblein am Bidmig und am wilden Rasten bei Steeg im Lechtal und die drei Fräulein zu Ehrenberg spinnen und weben Leinwand, werfen sie in die Höhe und hängen sie auf den Sonnenstrahl, um sie zu bleichen. Man sieht oft ihre Spinnrocken ins Tal niederscheinen, und oft trägt’s Windeln herab, denn sie hängen ihre Wäsche in der Luft auf» (Heyl S. 38). Von den seligen Frauen (Saligen) erzählen die Volkssagen aller Gegenden, wo jene bekannt sind, daß sie neben den Felslöchern Wäsche aufhängen, so beispielsweise im Kafmannstal bei Wälschnoven (Heyl S. 401 ff.; vgl. hiemit S. 709, 45). Auch die drei Seligen (Saligen) auf dem Ungerberge zwischen Imst und Nassereit «bleichten Linnen oder hängten schneeweiße Gewänder zum Trocknen an den Sonnenstrahlen auf» (Alpenburg S. 21).

Soviel über ursprünglich heidnische Volkssagenmotive, von denen einige leicht erkennbare Verbindungen mit christlichen eingegangen sind, so insbesondere das Motiv vom goldenen Kegelspiel mit dem von der verschütteten Stadt, das, auf sich selbst gestellt, schon rein christliches Gepräge aufweist. Es ist nämlich gleichsam ein der bekannten biblischen Geschichte vom Untergange der Städte Sodoma und Gomorrha aufgepfropftes Reis, wobei jedoch in Erwägung zu ziehen ist, daß auch Erinnerungen an die Zerstörung von Ortschaften durch Naturgewalten bei der Bildung dieser Sagen eine Rolle gespielt haben könnten, ja an diese Art ihrer Entstehung ist sogar zunächst zu denken. Ein zweites Sagenmotiv dieser Art ist das bereits erwähnte vom umgehenden Schuster. Hieher gehören auch die Motive von der Geistermesse, von der Armen Seele als Kröte, von der eingebrannten Hand und vom beschlagenen Weib.

Das Motiv von der Geistermesse steht in der Tiroler Volkssage nicht vereinzelt da. Hieher gehört beispielsweise die Sage von der Totenmesse zu Holzgau im Lechtal (Heyl S. 17). Auch in der Kirche zu Völs am Schiern wurde ein solches Totengeisteramt gehalten (S. 359). Spielt in jener ein Priester die Hauptrolle, der einmal eine Messe schlecht gelesen hat und nun dadurch erlöst wird, daß sich ein Bursche bereit erklärt, ihm zu ministrieren, so tritt in dieser der ursprünglich heidnische Zug von den zerreißenden Toten besonders stark hervor. In der Walburgisnacht wird in der St. Peterskirche zu Auer Totenvesper gehalten. Die ihren Gräbern entstiegenen Toten ziehen, in weiße Mäntel gehüllt und matte Totenlichtlein in den Händen haltend, «wie eine Prozession dreimal um die Kirche». Ein Zug der Sage, der an gewisse Umritte und Umzüge um die Kirche gleichfalls heidnischen Ursprungs gemahnt (Heyl S. 477 f.; s. auch Zingerle S. 262 f., 269 f. und 271). Zahlreiche Parallelen zu dieser Sage, die, wie es scheint, auf Gregor von Tour, In gloria confessorum cap. 172 zurückgeht, weist Bolte in seinen Anmerkungen zu dem Grimm’schen Märchen vom alten Mütterchen nach (III 472).

Die Sage, daß Arme Seelen in Krötengestalt erscheinen — wir wollen das Motiv kurz als das von der Armenseelenkröte bezeichnen —, scheint in Tirol weiter verbreitet gewesen zu sein, als die schriftlich festgehaltenen Sagen bekunden. Als Beispiel sei die Sage von der Kröte auf der Hohen Salve angeführt. Ein Räuber verlobt sich zu einer Wallfahrt auf die Hohe Salve, wenn Gott ihm zur Bekehrung verhelfe. Es geschieht, aber der Mann vergißt, sein Gelöbnis zu erfüllen. Zur Strafe muß er in Gestalt einer Kröte die Wallfahrt antreten. Nach vielen mühevollen Versuchen gelingt ihm das endlich, er wird entzaubert und erlöst (Alpenburg S. 216). Eine auf dem Ritten heimische Sage erzählt: «Hört man die Kröten recht hummen, dann sagen die Bauern: ,Heut jammern wieder einmal die armen Seelen recht’ und beten für dieselben» (Heyl S. 789, 167; s. Zingerle S. 196, 198).

Abgeschiedene Geister, welche die heiße Pein erleiden müssen, denkt sich das Tiroler Volk glühend umgehn, daher das Motiv von der eingebrannten Hand. Ein Ritter auf Schloß Thaur, der sich am Kirchengut vergriffen hatte — hier kommt der Ursprung der Sage zum Vorschein —, mußte zur Strafe hiefür die kalte und die heiße Pein erleiden. (Man denke an Dantes Feuerhölle mit ihrem eisigen Grunde!) Eines Nachts weckte er den Pfarrer zu Weißenberg durch einen Zug an der Widumsglocke. «Als der Morgen kam, fand sich, daß das Ziehholz (der Griff zum Glockenstrang) und der Strang zur Glocke ganz verkohlt waren vom Anfassen der glühenden Hände» (Alpenburg S. 151). Geradezu ein Schulbeispiel dieses Motivs ist die in der Wildschön au erzählte Sage von der schwarzen Hand. Zwei Freunde kommen überein, daß der Erstverstorbene dem anderen Kunde vom Jenseits geben solle. Der Verstorbene fährt zur Hölle und verkündet dem lebenden Freunde seine Verdammnis. Auf dessen Bitte, ihm zum Abschiede die Hand zu reichen, erwidert er: «Die Hand kann ich dir nicht reichen, denn du würdest die Glut derselben nicht ertragen. Erlaube mir nur, den Balken deines Fensters zu berühren!» Das geschieht, und der Verdammte drückt dem Fensterbalken das Brandmal seiner glühenden Hand ein. «Der Balken mit der schwarzen Hand wurde lang auf der Brettfall (am Eingang ins Zillertal) bewahrt» (Heyl S. 57). Verwandt mit dieser ist die Sage von dem Pfarrer zu Thaur, der gewisse Sünden im Fegfeuer abbüßen mußte und dies seinem Freunde, dem Eremiten in den Ruinen des Schlosses Thaur, kundtat. Zur Beglaubigung drückte er die Brandspuren seiner glühenden Hand in den Deckel einer Blumenschachtel ein, der noch in der Wallfahrtskirche zum heiligen Romedius hinter Glas und Rahmen zu sehen ist (Alpenburg S. 149 f.).

Aber nicht nur Menschen, auch Naturgeister gehen glühend um, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß dies das Urmotiv ist, dem das geistliche sozusagen aufgepfropft wurde, wenn der Vorgang nicht, was ja auch möglich ist, umgekehrt war. Der feurige Putz am Schicken bei Holzgau, der oft niesen mußte, wollte einem Manne für sein «Helfgott!» danken, indem er ihm die Hand hinhielt. Der Mann reichte ihm statt der Hand den Stock. Der Putz ergriff ihn und hinterließ daran die Brandspuren seiner fünf Finger (Heyl S. 20 f.). Der Buchensteiner Orco, der zwei Burschen von Ornella verfolgt, schlägt mit seinen Händen auf den Querbalken eines Zaungitters, hinter das sich die Burschen an den Stamm eines großen Kreuzes geflüchtet haben, «daß man die Hände und Finger viele Jahre hindurch sah, fast so, als ob sie hineingebrannt wären» (Alpenburg S. 74). Wie der Orco hinterlassen auch die Feuerpütze bisweilen Brandspuren. So lesen wir von dem Ker-Putz, er habe beim Kröpfer-Seppl in Stra bei Nassereit auf dem Heuboden seinen Tritt eingebrannt (S. 152 f). Der Schneider-Putz auf der Zirockalm mußte jeden Stein, den er zu Tal rollte, wieder zu Berg tragen oder wälzen (Sisyphusmotiv). «Ein alter Hirte legte einst auf einen solchen Stein einen Geißelstecken, in den er das Zeichen des hl. Kreuzes eingeschnitten hatte. Der Geist fand ihn und schob ihn zur Seite und wälzte den Stein fort. In den Stecken waren alle fünf Finger eingebrannt (S. 182). Der Geist war die Seele eines übermütigen und betrügerischen Schneiders, der nach seinem Tode als (feuriger) Putz büßen mußte. Der Glaube an Feuerpütze als abgeschiedene Geister, welche zur Strafe für ihre Sünden die heiße Pein leiden müssen, scheint aus der Wahrnehmung von Irrlichtern hervorgegangen zu sein, die auch sonst von der Sage mit Totengeistern in Verbindung gebracht werden. Mit den Feuerpützen sagenverwandt ist der Orco als Beherrscher der Unterwelt als des Totenreichs (Orcus, gr. Hades), der in jüngeren Sagen als Teufel auftritt.

Ein merkwürdiges Motiv ist das vom beschlagenen Weib. Auf der Pardatscher Alm hinter Galtür im Paznaunertal werden seltsame Hufeisen gefunden, die man in alten Zeiten zur Abwehr von Truden und Hexen verwendete. «Eine Gattung mit fünf Löchern heißt Pfaffeneisen, eine andere hat nur drei Löcher. Diese sollen den Weibsleuten abgefallen sein, welche der Teufel in Rosse verwandelte und dann auf ihnen ritt» (Alpenburg S. 211). Gemeint sind meist Wirtschafterinnen von Geistlichen, in Tirol Häuserinnen genannt (S. 251, Zingerle S. 396). Der Zug der Volkssage, daß böse Weiber in Rösser verwandelt und vom Schmied (oder vom Teufel) beschlagen werden, ist der Tiroler Sage wohlbekannt (Heyl S. 37, 46). Meist werden solche Sagen von Frauenzimmern erzählt, die sich an Geistlichen vergangen haben. Das Beschlagen solcher Weiber, die nach ihrem Tode in wilde Stuten verwandelt werden, «ist ein Mysterium der Schmiede, sie nennen diese Kunst ,Nagelroath’ … Hie und da ereignet es sich, daß die eine oder andere dieser verzauberten Seelen ein Eisen verliert, und daher kommt es, daß man Hufeisen auf den höchsten Felszinnen findet, wo nie, seit die Welt steht, ein wirkliches Roß hingekommen sein kann, wo höchstens Gemsen umherklettern (Unterinntal)» (Heyl S. 63 f.). Diese Sage steht in einem gewissen Zusammenhang mit der vom Schmied, der Odins Roß beschlägt, worüber Otto Höfler in seinem Buch über die kultischen Geheimbünde der Germanen ausführlich berichtet (S. 52 ff.). Hier sollte eine gründliche mythengeschichtliche Untersuchung einsetzen, wobei sich wahrscheinlich herausstellen würde, daß der von Heyl anscheinend ironisch gebrauchte Ausdruck «Mysterium» im eigentlichen Sinne des Wortes zu verstehen ist. Unsere Sage weist auch eine unverkennbare Ähnlichkeit mit einem in der Steiermark beheimateten Kultmythus auf (Hofler, a. a. O., S. 55, Anm. 195). Auf dem Roßwagen, einer uralten Wuotanskultstätte auf dem Ritten, findet man nicht selten große Hufeisen, mit denen die Rosse der Wilden Jagd beschlagen waren, die dort oben zuzeiten tobt (Heyl S. 300 ff.).

Fremdländischen Ursprungs ist die bei uns zur Volkssage gewordene weitverbreitete Erzählung von der Verwandlung eines Menschen in einen Esel, die unverkennbar auf den bekannten Roman des Apulejus von Madaura zurückzuführen ist. Als Beispiele seien genannt die Sagen «Wie der Müller um seinen Esel kommt» (Heyl S. 30 f.) und «Zehn Jahre als Esel» (S. 111 f.), die der Urform insofern näher kommt, als es eine Hexe ist, deren Zauberspruch die Verwandlung bewirkt. — Die Sage vom umgehenden Schuster, die wiederholt zu dichterischer Gestaltung gelockt und gereizt hat (Goethe, Hamerling u. a.) beginnt in der Wiedergabe bei Heyl (S. 32) mit den Worten: «In manchen Orten Tirols weicht diese Sage insofern ab, als sie den umgehenden Schuster selbst bei der Kreuzigung Christi tätigen Anteil nehmen läßt». In der Hopfgartner Sage fehlt dieser Zug (Heyl S. 680).

Sehr oft ist in der Tiroler Volkssage von Priestern die Rede — zumeist sind es Kapuziner, seltener Franziskaner, Jesuiten oder Weltgeistliche —, welche Seelen, die nach ihrem Tode als Gespenster umgehen müssen, in Seen, Klammen, Felslöcher oder an andere Orte bannen, wo sie die Lebenden nicht mehr stören oder beunruhigen können. Anlaß zur Bildung solcher Volkssagen scheint ihre exorzistische Tätigkeit, besonders der Kapuziner, geboten zu haben, doch dürfte es manchmal vorgekommen sein, daß sie diese Tätigkeit auf die Vertreibung böser Geister aus Spukhäusern und von anderen unheimlichen oder verrufenen Orten erstreckten.

Zum Schlusse sei bemerkt, daß die meisten der behandelten Sagenmotive auch Kärntner Volkssagen zu Grunde liegen. Ob und inwieweit dies auch von den Volkssagen der übrigen österreichischen Alpenländer gilt, müßte erst untersucht werden.

Quelle: Neugebauer Hugo, Tiroler Sagenmotive, Aufsatz veröffentlicht in: Der Schlern, Monatliche Zeitschrift für Heimat- und Volkskunde, Juni 1951, S. 250

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Veröffentlicht von josefauer.com

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