Innsbruck 1900, Bergisel

Ansicht des Andreas-Hofer-Denkmals auf dem Bergisel bei Wilten.

Bildnachweis: josefauer.com

Ein Kommentar zu “Innsbruck 1900, Bergisel

  1. 1929 wurde in Innsbruck ein Stummfilm über Andreas Hofer gedreht.

    Wie man in den Zeitungsarchiven nachlesen kann, wurde sogar eine Massenszene mit 3000 Komparsen gefilmt. Die Illustrierte Kronen-Zeitung von 1929 berichtet:

    „Ganz wie anno Neune.
    Die Verlustliste der neuen Schlacht auf dem Berg Isel.— 37 Verletzte.— Alles für den Film.

    An die Schützenvereine Tirols, auch in
    Ortschaften in den entlegensten Tälern, er­
    ging kürzlich eine Aufforderung, sich in den
    Dienst einer patriotischen Sache zu stellen.
    Auf dem Berg Isel in Innsbruck wollte
    die Münchener Hofer-Filmgesell­
    schaft für einen Andreas Hofer-
    Film Aufnahmen der Schlacht Her­
    stellen, die die Tiroler Bauern im Jahre
    1809 den Franzosen und den Bayern ge­
    liefert hatten.
    Die Nachkommen der tapferen
    Kämpfer des Tiroler Freiheitskrieges wur­
    den insttuiert, daß die Szenen dieses Films
    nur von echten Tirolern echt dargestellt wer­
    den könnten. In den alten Trachten
    sollten die Männer und Burschen aus den
    Dörfern die Franzosen und die „Boarischen“
    davonjagen.
    Das behagte den Tirolern. Sich in die
    alten Uniformen des Feindes stecken zu
    lassen, nein, das gefiel ihnen wieder nicht.
    So wurden denn die Soldaten des in
    Innsbruck stationierten Alpenjägerregi­
    mentes in die historischen Uniformen der
    Franzosen und der Bayern gesteckt.
    Als Freiheitskämpfer hatten sich
    aber so viele Schützen gemeldet, daß nicht alle
    berücksichtigt werden konnten.
    Drei, vier Stunden weit marschierten die
    Braven zur nächsten Bahnstation, um ton dort
    nach Innsbruck zu fahren. Die Hauptstadt Tirols
    stand Donnerstag im Zeichen des großen Ereig­
    nisses, der neuen Schlacht am Berge Isel.
    Die „fremden“ Truppen und die Tiroler
    Schützen sah man durch die altertümlichen
    Straßen mü> Gäßchen Innsbrucks ziehen. Stand
    irgendwo ein modernes Haus, das den historisch
    echten Eindruck des Bildes zerstört hätte, dann
    wurde es einfach umnebelt und solcherart
    unsichtbar gemacht
    Auf den Hängen des Berges Isel stehen
    schon allzuviele modern gebaute Häuser. So
    gingen die Kampfhandlungen an einem Hang am
    rechten Sillufer vor sich. Der Kommandant des
    Alpenjägerregiments, Oberstleutnant Wolf,
    war der Schlachtenlenker.
    Als die braven Tiroler die Soldaten in den
    französischen und bayrischen Uniformen vor sich
    sahen, da vergaßen sie ganz, daß mich die Gegner
    echte, rechte Tiroler seien. Der Grimm, der von
    anno neun her in ihrem Blut liegt, erwachte zu
    neuem Leben.
    Und auf einmal krachte und pumperte es.
    als sei der Kampf nicht gestellt, sondern als
    feien tatsächlich erbitterte Gegner aneinander
    geraten. Der Pulverdampf stieg auf— es
    war freilich kein richtiges Schießpulver— und
    dann kam das Handgemenge. Die Leute
    vom Film jauchzten vor Begeisterung. Daß die
    Aufnahmen jo naturgetreu ausfallen würden,
    hatten sie in ihren kühnsten Träumen nicht er-
    wartet.
    „O du Teufl, du soakrischer,“ fluchte ein ker-
    niger Sohn der Berge. Dann holte er mit seinem
    Dreschflegel aus, ein Franzose fiel hin und
    stand nicht mehr auf. Jetzt aber kratzte sich der
    tapfere und „gache“ Sepp hinter’m Ohr.
    Es fiel ihm erst nachträglich ein, daß sein
    Gegner, der im blauen Rock und in der Bären­
    mütze wie ein echter Soldat Bonapartes aussah,
    ein Wehrmann vom Tiroler Alpenjäger-
    Regiment sei.
    Zu spät! Dort und da waren die Kämpfen­
    den wirklich ins Raufen gekommen, es war manch­
    mal nicht leicht, die Gegner zur Einstellung der
    Feindseligkeiten zu bewegen.
    An dem Kampf hatten insgesamt 3 0 0 0
    Personen teilgenommen. In Anbetracht dieser
    großen Zahl ist es noch als ein günstiger Ausgang
    der Schlacht zu bezeichnen, daß nur 3 7 Ver-
    wundete das Schlachtfeld bedeckten. Die meisten
    der Verwundeten sind mit Beulen und einem
    oberflächlichen Loch am Schädel davongekommen.
    Dennoch sind alle Teilnehmer höchlichst be­
    friedigt. Sie wussten, daß die Aufnahmen besser ge­-
    lungen sind, als je irgend eine Kampfszene, wo
    immer sie gedreht wurde. Die Komparsen der
    großen Filmfabriken sind halt nicht so mit Herz
    und Hand bei der Sache, wie die braven Tiroler,
    wenn’s gilt, Andreas Hofer zu ehren, und wenn’s
    gilt, den Feind Tiroler Fäuste spüren zu lasten.“

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