Das Alte Seefeld!

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Die Gemeinden Tirols in Alten Ansichten

Erkunden Sie die Vergangenheit und entdecken Sie die Gemeinde Seefeld in historischen Bildern und Ansichten. Eine Zeitreise in Ansichtskarten und Fotografien!

Ein Kommentar zu “Das Alte Seefeld!

  1. In den Innsbrucker Nachrichten vom 7. Jänner 1909 findet sich ein interessanter und aufschlussreicher Aufsatz über Seefeld, daraus folgende Zeilen:

    “Der von Zirl bis tief in das bayerische
    Hochland hinein sich erstreckende „Scharnitzer
    Wald” dürfte kaum von einem anderen germa-
    nischen Urwald an großartiger Naturszenerie
    übertroffen worden sein. Römern und Mön-
    chen ist es zu danken, daß dieses Gebiet der
    Kultur erschlossen wurde. Als dann die tiroli-
    schen Landesfürsten in den Besitz eines großen
    Teiles derselben, des Schloßbergischen Burg­
    friedens gelangten, da beschlossen sie, in den
    Zeiten der Mußestunden sich hier häuslich nie-
    derzulassen und dem edlen Waidwerk zu oblie­-
    gen. Dies an Wildreichtum und an Natur-
    schönheiten vor allen Gegenden Tirols sich aus­-
    zeichnende Hochland, sowie dessen geringe Ent-
    fernung von der Residenzstadt hat es ihnen
    angetan.
    Aber auch über wenig andere Orte Tirols
    mag die Sonne fürstlicher Gunst so geleuchtet
    haben, wie über Seefeld. Zutreffend ist die Be­-
    merkung eines Gewährsmannes: „Der Geist und
    Geschmack unserer alten Landesfürsten, welche
    das Angenehme mit dem Frommen für den
    Menschen heilsam zu mischen wußten, schwebte
    auf dieser schon von Natur schönen und
    durch Kunst noch zum Schöneren gebildeten
    Einsamkeit. — Wir berichteten bereits, daß
    Herzog Friedrich mit der leeren Tasche 1341
    Seefeld zu einer eigenen Pfarrei erhob. Im
    gleichen Jahre noch ljeß er das vorhandene
    Kirchlein mit Ausnahine des durch die Wunder­-
    geschichte berühmt gewordenen Altares abreißen
    und an dessen Stelle die noch erhaltene präch-
    tige Pfarrkirche in gotischem Stile erbauen.
    Dem Auge jedes Besuchers wird sofort die zier­-
    liche Fassade am Eingange auffallen. Schade
    nur, daß beim Bau der den Einflüssen der Wit-­
    terung so wenig trotzende Sandstein verwendet
    wurde. Außer einigen Säulen, Piedestalen und
    zwei Statuen ist denselben bereits das meiste
    zum Opfer gefallen. Gut erhalten ist noch das
    über der Kirchtür angebrachte Basrelief, in der
    einen Halbscheide den Martertod St. Oswalds,
    in der anderen die Milsersche Wundergeschichte
    darstellend. Das Innere repräsentiert sich als
    mächtiger Hallenbau. Die Decke besitzt durch ihre
    architektonische Verschmelzung mit den sechs ko­-
    lossalen Säulen eine Festigkeit, die selbst dem
    fürchterlichen Brande von 1809, der Turm und
    Dach einäscherte, getrotzt hat. Der Name des
    Erbauers ist leider unbekannt, nur sein Merk­-
    zeichen ist erhalten: ein auf einem Winkelmaß
    sitzendes Männchen.
    Der Ruf von der Schönheit dieses Gottes-
    hauses und des darin geschehenen Wunders
    wurde immer weiter verbreitet und zog große
    Massen Volkes nach Seefeld. Der bekannte
    Sprachgelehrte Kardinal Bessarion sah sich da-­
    her gelegentlich eines Aufenthaltes zu Mitten-
    wald am 19. Februar 1460 veranlaßt, die
    Kirche mit mehreren Ablässen zu belehnen.*)
    Ein ungemein größeres Verdienst um seinen
    Jagdsitz erwarb sich Sigismund der Münzreiche
    durch Schaffung eines Werkes, das von dem
    fein entwickelten Natur- und Schönheitssinn die­-
    ses Herzogs zeugt.
    Wer von Telfs aus gegen das Hochland steil
    aufsteigend, die Paßhöhe und damit auch die
    Wasserscheide zwischen dem Inn- und Isargebiel
    hinter dem Weiler Mösern überschreitet, dessen
    entzücktem Auge bietet sich ein reizendes Land-
    schaftsbild. Zu Füßen breitet sich ein ungefähr
    drei Viertelstunden langes Tal aus, beiderseits
    von mittelhohen bewaldeten Hügelreihen einge-
    säumt und im Hintergrunde von den Häusern
    des Ortes Seefeld begrenzt. Ringsum aber
    schieben sich kulissenartig gewaltige Bergstöcke
    ineinander und schaffen so gleichsam eine ge­-
    waltige Naturbühne von bezaubernder Wirkung.
    Hier legte nun Herzog Sigmund im Jahre 1484
    am Ende des Tales mit großem Auswande einen
    Damm an und verwehrte dadurch dem Bäch-
    lein, sowie den rings von den.Hügeln herab-
    strömenden Gewässern den Ausgang. Binnen
    kurzer Zeit war so ein See geschaffen, der an
    großartiger Naturszenerie und landschaftlichen
    Reizen seinesgleichen sucht. Treffend ist die
    naive Bemerkung eines Augenzeugen, daß „so
    eine Gegend geschaffen wurde, die jeder Reisende
    gierig in sein Taschenbuch aufnahm, um sie als
    eine der schönsten und seltensten in seine Hei­
    mat zu übertragen”. Das Pfarrurbar von 1589
    meldet hiervon: „Mer hat weylland Erzherzog
    Sigmund zu Österreich die Wißmad, so zum Wi-
    dum aufm Seefeldt gehört hat, und zum Weiher da­
    selbst genommen worden, verordnet, daß jedem
    Pfarrer aufm Seefedt, von Tyrolischer Kammer,
    jezo Zoll zu Zierl, jedes Jars 14 fl., so lang ge-
    raicht werden sollen, umzt Ihm an ainem
    Andern Orth soviel Mäder oder Güeter dafür
    ausgezaigt werden. Gemäß Briefs, des Datum Frey­-
    tag vor Philip u. Jakobi Im 1484 Jar.”

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